Leoben - Die kriegerischen, aber kunstsinnigen Gefolgsleute des Dschingis Khan zogen im Vorjahr 122.000 Besucher in die Kunsthalle Leoben. Seit der China-Ausstellung 1998 richtet die Kunsthalle in der obersteirischen Stadt jedes Jahr erfolgreich eine großzügig angelegte ethnologische Ausstellung aus. Heuer setzt man auf mindestens zwei ewig gültige Themen: auf Liebe und Tod - im Japan der Shogune. "Samurai und Geisha" eröffnete am Samstag mit Leihgaben von Sammlern und Museen aus aller Welt.

Die Exponate entführen in die Zeit der Shogune, als sich die japanische Gesellschaft in die Kriegerkaste der Samurai einerseits und die Gruppe der wohlhabenden Kaufleute andererseits teilte. Die Samurai - ursprünglich bezeichnete das Wort bewaffnete Dienstleute von Adeligen - waren aber nicht einfache Krieger. Vielmehr entwickelte sich mit ihnen vor fast tausend Jahren eine Rittergesellschaft, die im 17. Jahrhundert nicht nur militärische, sondern auch Verwaltungs- und Kirchenposten besetzte und bis ins 19. Jahrhundert weiter bestand.

Die gezeigten wertvollen Rüstungen, Helme und Schwerter repräsentieren aber nur die kriegerische Seite dieser Gesellschaft. Parallel beeinflussten das No-Theater, von dem Masken und Kostüme zu sehen sind, oder der Zen-Buddhismus das Leben der Samurai-Kultur.

In Leoben bekommt man auch Einblicke in die private Welt: Hausaltäre, religiöse Figuren, aber auch Schreibutensilien und sogar ein nachgebautes Teehaus und ein Steingarten gehören zu den Glanzlichtern der Schau.

Gewissermaßen zur sozialen Unterschicht der Gesellschaft gehörten die reichen, aber wenig angesehenen Kaufleute, deren Biotope in den Städten - mit dem schrillen Kabuki-Theater und florierenden Bordellen - blühten. Aufwändig gearbeitete Kleidungsstücke und Musikinstrumente sind Zeugen dieser vergänglichen Welt. (DER STANDARD, Printausgabe, 15.4.2003)