Istanbul/Rom - Nach dem Mord an dem italienischen Bischof Luigi Padovese, dem Apostolischen Vikar von Anatolien und Vorsitzenden der türkischen katholischen Bischofskonferenz, in Iskenderun ist Anklage gegen den mutmaßlichen Täter erhoben worden. Der 26-jährige Murat Altun, Chauffeur des Geistlichen, habe die Tat gestanden, erklärte sein Anwalt Cihan Önal laut türkischen Medienberichten, wie Kathpress berichtet. Zugleich wies Önal Darstellungen zurück, sein Mandant sei vom Islam zum Christentum übergetreten. Der 63-jährige Padovese war am 3. Juni in seinem Haus erstochen worden.

Der tatverdächtige Fahrer und Leibwächter des Bischofs, Murat Altun, sagte laut Medienberichten im Polizeiverhör, er sei mit der Tat einer religiösen Eingebung gefolgt. Sein Anwalt unterstrich, Altun sei geistig gestört. Das bestätigte auch die Mutter des Tatverdächtigen. Laut vatikanischem Pressedienst "asianews" mehren sich in der katholischen Gemeinde von Iskenderun, dem einstmaligen Sandschak Alexandrette, Zweifel, dass eine Geisteskrankheit die einzige Erklärung für die Bluttat sein solle. Mehrere Angriffe auf Katholiken in den vergangenen Jahren, die "geistig instabilen" Jugendlichen zugeschrieben worden seien, hätten später einen türkisch-nationalistischen und christenfeindlichen Hintergrund offenbart, so "asianews".

Der Leichnam des aus Mailand stammenden und seit 2004 in der Türkei tätig gewesenen Padovese wurde unterdessen in Adana gerichtsmedizinisch untersucht und anschließend wieder nach Iskenderun überführt, wo am Montagnachmittag in der Bischofskirche eine Trauerfeier stattfand. Die Beisetzung Padoveses soll in seiner Heimatstadt Mailand erfolgen. (APA)