In der Werbebranche gilt der hübsche Grundsatz, dass der Wurm dem Fisch schmecken muss und nicht dem Angler. Das soll im aktuellen Fall der Anti-Tabak-Kampagne des Gesundheitsministerium heißen, dass sich die Teenager einreden lassen müssen, Nichtraucher seien erfolgreicher in der Liebe. Wenn man als Erwachsener die Sujets als, gelinde gesagt, "retro" und eher plump empfindet, muss das also noch nichts heißen.

Allerdings: Inserate und Plakate mit dem Ministerkopf (zu geheim gehaltenen Preisen) zu produzieren ist ja nett. Um Kinder und Jugendliche davon abzuhalten, nikotinabhängig zu werden, bedarf es schon etwas mehr Einsatzes.

Denn entgegen ihrer hochheiligen Beteuerungen ist für die Tabakindustrie der Nachwuchs natürlich die Hauptzielgruppe. Man will ja auch in 30 Jahren noch Geschäfte machen. Direkt nach Kindern und Teenagern werden die Angeln nicht ausgeworfen. Doch wer behauptet, dass sich Promotion- und Marketingaktivität an der Altersgrenze von 18 Jahren festmachen lassen, ist scheinheilig oder naiv.

Fairerweise muss gesagt werden, dass in Wahrheit unklar ist, wie man das Ziel am besten erreicht. In den USA, wo die Anti-Tabak-Bewegung begonnen hat, konsumieren immer noch 25 Prozent der Oberstufenschüler Tabakprodukte. Strenge Gesetze allein nutzen offenbar auch nichts. Bleibt wohl doch nur der mühsame Weg der Imagebildung. Doch der Angelwettbewerb gegen die Industrie wird hart. (Michael Möseneder/DER STANDARD-Printausgabe, 8.6.2010)