Wien - Einer der Träger des Right Livelihood Awards (vulgo "Alternativen Nobelpreises"), der Kanadier Percy Schmeiser, kommt nach Wien: Schmeiser wird am Dienstag in einem Vortrag mit anschließender Podiumsdiskussion von den Erfahrungen mit gentechnisch manipuliertem Saatgut und dessen Gefahren berichten. "Ich denke oft, wie schön es gewesen wäre, wenn 1996 jemand zu uns nach Kanada gekommen wäre, um uns gesagt hätte, was passiert", erläuterte der Farmer am Montag in einer Pressekonferenz seine Motivation, sich auf Vortragsreise zu begeben.
Die Bauern seien mit dem Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut in die völlige Abhängigkeit von Chemiemultis wie dem US-Konzern Monsanto geraten. Aus dem Konflikt mit dem Konzern entstand vor zehn Jahren das Engagement des heute 79-Jährigen, das 2007 mit dem Right Livelihood Award gewürdigt worden war, den Schmeiser zusammen mit seiner Frau Louise erhielt. Monsanto hatte Schmeiser auf die Zahlung von Lizenzgebühren geklagt, weil auf dessen Feld Gentechnik-Raps gewachsen war - allerdings ohne Schmeisers Schuld: Seine Anbaufläche war durch Pollenflug von einem benachbarten Feld kontaminiert worden.
Kampf gegen (Macht-)Hunger
Es gehe allerdings nicht nur darum, unter den Bauern, sondern in der gesamten Gesellschaft Aufmerksamkeit zu generieren, so der Aktivist. Die gentechnisch veränderten Pflanzen würden schließlich nicht bei einer Pflanzenart verbleiben, sondern in der Nahrungskette landen. Zugleich sehe man sich mit einem Umweltproblem konfrontiert, da die Bauern bei den gegen bestimmte Fungi- oder Herbizide resistenten Pflanzen verstärkt zu diesen Chemikalien greifen würden. Eine weitere Folge seien steigende Gesundheitskosten für die einzelnen Staaten.
"Es ging nie um die Nahrungsmittelversorgung der Welt", widersprach der Kanadier der Argumentation der Befürworter, man könne mittels Gentechnik den Hunger in der Welt bekämpfen. Es gehe ausschließlich um die Kontrolle über die Bauern und Patente.
Die Armen hätten keinen Nutzen mit Ausnahme der Tatsache, dass die Lebensmittel noch stärker mit Spitzmitteln verunreinigt seien, beschied auch Werner Müller von der Umweltschutzorganisation "Global 2000": "Die genetische Verschmutzung wird die chemische Verschmutzung noch in den Schatten stellen." Man könne Gene, einmal ausgebracht, nicht mehr aus dem Kreislauf der Natur entfernen. (APA/red)