Köln - Nach dem Wiederauftauchen des vermissten iranischen Filmemachers Daryush Shokof haben sich die Ermittler zurückhaltend zu Berichten über eine mögliche Entführung geäußert. "Er ist befragt worden, zu den Ergebnissen machen wir aber keine Angaben", sagte ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft am Montag. Nach einem Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" hatte Shokof bei seinem Auffinden gesagt, er sei entführt worden. "Sofern er das angegeben hat, werden wir das prüfen", sagte der Behördensprecher. Insgesamt gebe es sehr viele Spekulationen zu dem Fall. Bisher seien die Hintergründe des Verschwindens noch völlig unklar.

Der regimekritische Regisseur war Ende Mai als vermisst gemeldet worden und nach zwölf Tagen am Samstag in Köln unter mysteriösen Umständen wieder aufgetaucht. Zum Gesundheitszustand des Filmemachers konnte der Sprecher der Staatsanwaltschaft keine Angaben machen. Nach Polizeiangaben befand er sich "in keinem guten Zustand".

Passanten hatten den 55-Jährigen am späten Samstagabend in durchnässter Kleidung vor einem Ausflugslokal am Rheinufer entdeckt. Der Mann habe immer nur wiederholt: "My name is Shokof, call the police, I'm kidnapped" (Mein Name ist Shokof, rufen Sie die Polizei, ich wurde entführt), zitierte der "Kölner Stadt-Anzeiger" am Montag eine Zeugin. Er habe schwach und geschockt gewirkt. Ein Rettungswagen brachte Shokof in ein Krankenhaus.

Der in Berlin lebende Shokof war in der Hauptstadt als vermisst gemeldet worden. Medienberichten zufolge wurde er zuletzt am 24. Mai am Kölner Hauptbahnhof gesehen, wo er einen Zug nach Paris besteigen wollte. Dort kam er aber nicht an. Weder seine Ehefrau, die Schauspielerin Taies Farzan, noch seine Freunde hätten ein Lebenszeichen von ihm erhalten.

Verschiedene exil-iranische Organisationen befürchteten, dass hinter dem Verschwinden Shokofs ein politischer Hintergrund steckt. Der Filmemacher gehöre zu den wichtigsten Kritikern der Islamischen Republik Iran und sei politisch sehr aktiv, teilte das Büro für Menschenrechte und Minderheiten Berlin mit. Seine Filme zeigten die Folter- und Einschüchterungsmethoden im Iran. Shokofs neuer Film "Iran Zendan" etwa kritisiert die Zustände in iranischen Gefängnissen.

Die Initiative "Stop the Bomb" hatte die deutschen Behörden aufgefordert, "alles zu tun, um das Verschwinden Shokofs aufzuklären, und dabei besonders die Möglichkeit einer politisch motivierten Tat iranischer bzw. islamistischer Kräfte zu untersuchen". (APA)