Wien - Wer mit seinem Hund gern am Stadtrand von Wien spazieren geht und dabei die Grenze zu Niederösterreich überschreitet, der sollte sich lieber kundig machen, für welches Tier man wo einen Hundeführschein braucht. Rassenlisten gibt es hüben wie drüben. Die niederösterreichische ist aber kürzer, und kontrolliert wird der Schein dort nur, wenn etwas passiert ist.

Anders in Wien: Hier soll die Polizei überprüfen, ob der Hundebesitzer ordnungsgemäß den Schein abgelegt hat. Eine Regelung, mit der die Polizisten "vor beträchtliche Vollziehungsprobleme gestellt werden", wie es in einem Ministerratsvortrag hieß, den Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) vergangene Woche unterzeichnete.

Wiens ÖVP-Chefin Christine Marek fordert nun bundesweit einheitliche Standards für den Hundeführschein. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) solle beim nächsten Treffen der Landeshauptleutekonferenz eine einheitliche Regelung fordern. Umsetzen könnte dies Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), bei dem auch der Tierschutz ressortiert, per wortidenter 15a-Vereinbarung mit allen Ländern. Im Ministerium sei dies derzeit aber kein Thema, sagte ein Sprecher am Freitag zum Standard.

Von der Stadtregierung fordert Marek erneut, von der Rassenliste abzugehen: "Auch ein Dackel oder ein kleiner Terrier kann einem Kleinkind durch einen Biss erheblichen Schaden zufügen." Dass der Bundeskanzler die Exekutierbarkeit des Hundeführscheins infrage stellt, sorgt für Häme: "Man kann von den Polizisten nicht verlangen, jetzt auch noch ein Veterinärmedizin-Studium zu absolvieren, um Hunderassen und vor allem Mischlinge zweifelsfrei zuordnen zu können." All das, so Marek, "hätte man bedenken müssen, bevor man dieses Gesetz beschlossen hat." (Andrea Heigl/DER STANDARD-Printausgabe, 5.5.2010)