Was die von dem armen Faymann alles wollen: Er soll nicht nach Israel fahren, er soll sich für Sanktionen gegen Israel einsetzen und dafür, dass die EU ihre Kooperation mit Israel aussetzt. Das hätte höchstens eine Chance, wenn der alte Dichand...-aber nicht, wenn eine Handvoll islamischer Organisationen das vom Bundeskanzler verlangt.

So viel zur leicht grotesken Seite einer bitterernsten Angelegenheit. In Wien demonstrierten Freitagnachmittag einige tausend Menschen gegen die israelische Aktion vor Gaza. Beteiligt waren 129 Organisationen, darunter auch muslimische Dachverbände und die üblichen Verdächtigen von allerlei Pro-Palästina- und Anti-Imperialimus/Anti-Zionismus/Anti-Amerika-Grüppchen. Die eigentliche Story aber ist: Das waren nicht nur die üblichen Verdächtigen. Die Demo war eine ganz überwiegend türkische Angelegenheit. Die türkischen Fahnen wehten, es gab Parolen auf Türkisch, und die Demonstranten waren überwiegend junge Türken und Türkinnen, Letztere meist mit Kopftuch.

Mitorganisatoren waren übrigens die vier großen türkischen Vereine: ATIB (vom türkischen Staat kontrolliert), Islamische Föderation (der fundamentalistischen Milli Görüº nahestehend), Türkische Föderation (nationalistisch) und Union Islamischer Kulturvereine (sufistisch-mystisch). Hier trat das türkische Element in Österreich erstmals geeint politisch auf. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.6.2010)