Kingston/Wien - Korallenriffe gehören neben den Regenwäldern zu den vielfältigsten Ökosystemen der Erde. Mehr als 50.000 Arten wurden hier bereits entdeckt. Die Klimaerwärmung und der Taucher-Tourismus machen den Riffen aber sehr zu schaffen. Meeresbiologen und Naturschützer berichten seit Jahren von immer häufiger auftretender Korallenbleiche, die Kolonien bildenden Nesseltiere sterben ab. Nicht nur bunte Fische verschwinden - übrig bleibt der bizarre Anblick eines Kalkskeletts.

Nun haben Wissenschafter der University of Rhode Island in Kingston in den USA eine Methode entwickelt, die sie für die ideale Rettung von absterbenden Riffen halten: Sie transplantierten gesunde Kolonien auf die bedrohten Stellen. Das Ergebnis wurde in der aktuellen Ausgabe des Journals "Restoration Ecology" publiziert: Die Überlebensfähigkeit und auch das Wachstum wurden deutlich verbessert.

Testobjekt war die Steinkoralle Acropora palmata, die aufgrund ihrer Verästelungen auch Elch- geweihkoralle genannt wird. Sie wird nicht selten durch Stürme beschädigt. Die Wissenschafter nahmen abgebrochene Korallen und transplantierten sie auf die gefährdete Seite des Riffs. Nach vier Jahren fanden die Forscher auch hier wieder herangewachsene Kolonien vor.

Graham Forrester, Leiter des Uni-Teams, meinte auf Anfrage des STANDARD, die aus seiner Sicht "einfache und billige Methode" sei auch bei anderen Korallen- arten schon angewandt worden. "Meist waren es schnell wachsende, stark verästelte Arten."

Er warnt aber vor übereilten Hoffnungen auf Rettung aller Korallen - auch angesichts der Ölpest im Golf von Mexiko. Die Riffe könnten nur gerettet werden, wenn die Umweltverschmutzung gestoppt würde. (Peter Illetschko/DER STANDARD, Printausgabe, 5./6. 6. 2010)