Gaben Tipps für Berufseinsteiger (v.l.): Michael Walzek (Roche), Nicole Berkmann (Spar), Heidi Aichinger (der Standard ), Christof Hörhan (FGÖ), bei der Podiumsdiskussion von Uniport.

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"Wer zusätzlich zu einem naturwissenschaftlichen Studium auch noch wirtschaftliche Grundkenntnisse mitbringt, hat beim Berufseinstieg sicher bessere Chancen" , sagt Michael Walzek, Personalchef von Roche Pharma Österreich. Bei der Podiumsdiskussion im Pharmaziezentrum der Uni Wien zeigten drei Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen Berufsperspektiven für Natur- und Lebenswisschenschafter auf. Für Walzek, der Handelswissenschaften studierte, ist die Pharma- und Gesundheitsbranche, vor allem wegen der hohen Sinnstiftung ein attraktiver Unternehmenszweig.

Viele Naturwissenschafter würden ein zu enges Bild ihrer beruflichen Zukunft haben, sagt Nicole Berkmann, Pressesprecherin bei Spar. Sie selbst sei ein gutes Beispiel dafür, wie vielfältig die Optionen sind. Als Biologin kam sie über Umwege ins Beschwerdemanagement des Lebensmittelkonzerns. "Der härteste Job bei Spar" , sagt sie. Als dann der Pressesprecher in Pension ging, hat sie sich "nach vorne gedrängt" .

Auch der Lebensmittelhandel biete für Naturwissenschafter spannende Tätigkeitsfelder vor allem im Bereich der Qualitätssicherung und im Sortimentsmanagement. Die Fähigkeit auch über den Tellerrand zu blicken sei neben der fachlichen Ausbildung eine wichtige Voraussetzung. "Gerade für das Sortimentsmanagement muss man auch Verhandlungsgeschick mitbringen, gilt es doch die Einkaufspolitik von Spar mit Produzenten und Interessensgruppen in Einklang zu bringen" , ergänzt Berkmann.

Netzwerk und Erfahrung

Für Christof Hörhan, Geschäftsführer des Fonds Gesundes Österreich (FGÖ), sind vor allem Absolventen interessant, die einen breiten Überblick über die Szene der Gesundheitsförderungseinrichtungen haben. "Wenn jemand schon ein Netzwerk und Berufserfahrungen aus dem Tätigkeitsfeld mitbringt, ist die Studiendauer eigentlich egal" , ergänzt der Volkswirt. Besonders Kommunikationsfähigkeiten seien für den FGÖ interessant. "Denn Öffentlichkeitsarbeit ist ein wesentlicher Teil unserer Aufgabe und dafür brauchen wir Mitarbeiter, die das fachliche Know-how übersetzen können" , erklärt er. Jeder müsse sich die Frage stellen, wo seine Interessen liegen, ergänzt er. "Wenn dabei die Antwort die Forschung ist, dann ist das Doktorat der richtige Weg" , sagt Hörhan auf die Frage, wie wichtig ein Doktorat sei.

Auf die Publikumsfrage, ob für den Berufseinstieg von Naturwissenschaftern auch ein Bachelor-Abschluss ausreichend sei, gab es die ernüchternde Antwort: "Als Bachelor muss man bei der Bewerbung schon besonders hervorstechen" , sagt Berkmann. Derzeit würde sich diese Frage auch gar nicht stellen, ergänzt Walzek, gleichzeitig gesteht er auch ein, dass Unternehmen noch zu wenig über die Qualifikationen des Bachelors wissen.

Einstieg mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten

Nicht nur für Quereinsteiger und Studienabbrecher gebe es bei Roche die Möglichkeit im Außendienst erste Berufserfahrungen zu sammeln, sagt Walzek, der damit auch eine Lanze für dieses Berufsfeld brechen möchte. "Für alle, die Freude am Umgang mit Menschen haben, ist das ein Einstieg mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten und hoher Eigenverantwortung."

Eine gute Möglichkeit um mit Unternehmen direkt in Kontakt zu treten und dabei Eindruck zu hinterlassen, sind Karrieremessen, sagt Berkmann. "Dafür aber unbedingt gleich die Bewerbungsunterlagen mitnehmen" , sagt sie. Bei Bewerbungen auch offen für Unternehmen und Institutionen sein, an die man nicht an erste Stelle denkt, lautet ihr Rat an Berufseinsteiger.

Direkten Kontakt suchen

Bei Roche sind Mitarbeiter aus allen naturwissenschaftlichen Studienrichtungen vertreten. Neben einer guten naturwissenschaftlichen Ausbildung zählen vor allem der Wille zu lernen und der Wunsch sich weiterzuentwickeln zu den wichtigsten Eigenschaften, die Bewerber mitbringen sollen, so Walzek. Sein Rat zum Schluss: "Lassen Sie sich von keinem Inserat abschrecken. Wenn man als Bewerber nicht sicher ist, ob das Jobangebot zu seinem Profil passt, einfach im Unternehmen nachfragen. Damit kann man auch schon einen ersten Eindruck hinterlassen." (Gudrun Ostermann/DER STANDARD; Printausgabe, 5./6.6.2010)