Franz Sedlacek: "Blüten und Insekten" von 1935 (80.000 bis 160.000 Euro).

Foto: Im Kinsky

Wie viel Kunst verträgt der lokale Markt? Das ist man angesichts des zumindest für den Kunsthandel eher flauen Messeverkaufs im Zuge der Art Austria (26.-30. Mai) geneigt zu fragen. Genug, nur den Geschmack des Publikums gilt es zu treffen und einen verführerischen Mix zu finden, weiß die Fraktion der erfolgreicheren Galerien zu berichten. Mit der dritten Auflage der Messe verabschieden sich Veranstalter und künftige Teilnehmer vom bisherigen Refugium im Museumsquartier.

Der Messe-Wigwam am Vorplatz und die heuer grassierende Ameisenplage sind damit Geschichte. Die gierigen Hautflügler sollen fortan gefälligst andere Kuchen naschen als an den im Kabäuschen des Messevaters Manfred Langs verwahrten. Angesichts diverser Platzregengüsse hatte man dann auch noch einstürzende Zeltplanen zu befürchten. Also ab ins Trockene.

Ab 2011 residiert man nur wenige Schritte weiter entfernt im Untergeschoß des Leopold Museums. Der Vertrag läuft auf fünf Jahre mit Option auf Verlängerung - und definitiv ohne kreativen Input des Vermieters.

Rekord für Nachtkastldeko

Ja, aus Erfahrungen lernt man, gesteht Lang und spielt auf die unsägliche Albertina-Posse an. Dort wurden Veranstalter und potenzielle Teilnehmer der Art Albertina 2010 nach nur einer Messe und entgegen anders lautender mündlicher Vereinbarung vor einigen Wochen auf die Straße bugsiert. Bei inhaltlichen Eingriffen scheiden sich eben die Geister. Einem Messeveranstalter steht derlei nicht zu, weiß auch Wolfgang Pelz aus Erfahrung. Ob der ab kommendem Jahr agierende Beirat, der bei Präsentiertem ein Wörtchen mitzureden haben soll, auch gestalterische Gruselkojen zu verhindern weiß, steht auf einem anderen Blatt.

Wie wichtig eine gelungene Mischung für den wirtschaftlichen Erfolg ist, weiß die lokale Auktionsbranche nur zu gut. Im Idealfall wird es - wie jüngst im Dorotheum - mit Rekordumsätzen belohnt, dank starker internationaler, aber auch lokaler Nachfrage: Sowohl bei Kunst des Jugendstils als auch bei Zeitgenössischem fischten sich heimische Sammler dort die teuersten Werke vom Markt, eine Hoffmann-Jardinière (Taxe 6000 bis 8000 Euro, Kaufpreis 55.200 Euro) und eine Peche-Deckeldose (Taxe 6000 bis 9000 Euro, Kaufpreis 36.900 Euro) einerseits sowie Günther Ueckers Sandinsel (Taxe 170.000 bis 220.000 Euro) andererseits, die sich ein Alpenländer 260.300 Euro kosten ließ.

Für den gleichen Betrag hätte man sich vergangenen Samstag ja annähernd das gesamte Auktionsangebot bei Westlicht sichern können, wo zum zweiten Mal Fotoarbeiten auf dem Programm standen. 76 Prozent der Melange aus Klassischer Moderne und zeitgenössischer Fotografie wechselte dort zum Gegenwert von 295.340 Euro den Besitzer. Den höchsten Zuschlag erteilte man für Rudolf Koppitz' Bewegungsstudie, für die Galerist Johannes Faber 40.800 Euro springen ließ.

Deutlich lukrativer schlug sich bei Westlicht wenige Stunden zuvor Kameratechnik zu Buche, schon weil man den hauseigenen Weltrekord von 2007 dann auch tatsächlich übertraf. Seit Jahrzehnten hatte die erste kommerziell gefertigte Kamera dem deutschen Einbringer als Nachtkastl-Accessoire gedient, nun buhlte die Daguerreotypie von Giroux via Wien auch um fachliche Wertschätzung. Ein Schweizer Museum hatte letztlich das Nachsehen, als ein englischsprachiger Telefonbieter stolze 732.000 Euro bewilligte.

Mit einem derartigen Budget in der Tasche würden Sammlungsbegründer wohl von Otto-Hans Ressler persönlich durch die Schaustellung geführt, denn über den roten Teppich schreiten schon im Eingangsbereich des Palais Kinsky ohnedies alle. Am 22. und 23. Juni findet dort die 79. Auktion statt, die - mit Raritäten der heimischen Nachkriegsgeneration gespickt - zwischen 4,7 bis 8,2 Millionen Euro zur Halbjahresbilanz beitragen soll. (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 05./06.06.2010)