"Es werden 99 Prozent der Ungarn hier um die ungarische Staatsbürgerschaft ansuchen." Attila Korody, ein ehemaliger Minister und einer der Führungsfiguren in der Demokratischen Union der Ungarn (UDMR) in Rumänien, ist überzeugt, dass fast alle der etwa 1,5 Millionen Ungarn in Rumänien sich bald auch zu den Bürgern des Nachbarlandes zählen werden. Und Attila Korody findet das gut.

Anders als in der Slowakei hat das Gesetz über die Doppelstaatsbürgerschaft für Ungarn hier keine große Aufregung erzeugt. Korody hat auch eine einleuchtende Erklärung dafür: "Rumänien macht ja dasselbe mit Moldau. Die Moldauer können auch alle eine rumänische Staatsbürgerschaft bekommen. Würde man sich aufregen, würde man mit doppeltem Maßstab messen."

Die moderate und pragmatische UDMR sieht Vorteile in der Doppelstaatsbürgerschaft. "In Gebieten, wo die Ungarn eine Minderheit darstellen, können wir die Diplomatie Ungarns gut brauchen, um mehr lokale Autonomie zu bekommen " , so Korody. Man wolle etwa die Koordination des ungarischen Schul- und Hochschulwesens in Rumänien selbst gestalten. "So wie in Südtirol" , sagt Korody. Die Leute würden sich zudem nicht nur von lokalen Gemeinschaften, sondern auch von einem Staat unterstützt fühlen. Finanzielle Gründe seien nicht ausschlaggebend, meint Korody.

Für die UMDR selbst könnte sich nach dem Fidesz-Sieg allerdings schon etwas ändern. Die Partei ist zwar die größte Vertretung der rumänischen Ungarn, UDMR-Chef Béla Markó und Orbán sind jedoch Erzfeinde. Der Politikwissenschafter Cristian Pirvulescu analysiert: "Markó hat seit dem Sieg von Fidesz ein echtes Problem. Denn Orbán fährt eine Strategie gegen die UDMR." Die UDMR müsse sich davor fürchten, nicht mehr wie traditionell in der nächsten Regierung zu sitzen, sondern mit Hilfe aus Ungarn von einer anderen Partei, die Fidesz näher steht, ersetzt zu werden. Orbán unterstützt etwa die politische Gruppierung rund um den nationalistischen Politiker und Ex-Revolutionär aus Temesvár, Bischof László Tökés.

Korody wiegelt ab: Fidesz hat viel gelernt." Orbán habe etwa eingesehen, dass man mit den Ungarn jenseits der Grenze "mehrpolig" sprechen muss. (Adelheid Wölfl/DER STANDARD, Printausgabe, 4.6.2010)