Bild nicht mehr verfügbar.

Jürgen Melzer eilt in Paris von Sieg zu Sieg. Im Halbfinale wartet Rafael Nadal.

Foto: EPA/CHRISTOPHE KARABA

Bild nicht mehr verfügbar.

Zwischenzeitlich (beim Stand von 6:3, 6:2, 2:0) sah Djokovic schon wie ein Halbfinalist aus, doch mit Fortdauer des Spiels zeigte der Serbe Nerven.

Foto: EPA/CHRISTOPHE KARABA

Bild nicht mehr verfügbar.

Nach 4:15 Stunden verwertete Melzer den dritten Matchball und ...

Foto: EPA/IAN lANGSDON

Bild nicht mehr verfügbar.

... somit war der Abschied von Djokovic und die Halbfinalteilnahme von Melzer fixiert.

Foto: AP/ Michel Euler

Jürgen Melzer steht sensationell erstmals im Halbfinale eines Tennis-Grand-Slam-Turniers. Der Vorstoß unter die letzten vier der French Open in Paris gelang dem 29-jährigen Niederösterreicher dank eines Fünfsatzsieges gegen den als Nummer drei gesetzten Serben Novak Djokovic. Melzer, die Nummer 22, drehte das Match nach einem 3:6,2:6,0:2-Rückstand und setzte sich nach 4:15 Stunden in seinem ersten Grand-Slam-Viertelfinale mit 3:6,2:6,6:2,7:6(3),6:4 durch. Der ÖTV-Daviscupper trifft nun am Freitag auf den vierfachen Sieger und als Nummer zwei gesetzten Spanier Rafael Nadal.

Erfolg nach 0:2-Rückstand

Melzer schaffte im dritten Duell den ersten Erfolg über einen seiner Vorgänger als Wien-Sieger und durfte auch über den zweiten Sieg über einen Top-3-Spieler jubeln. Der erste war 2002 in Wien gegen den Deutschen Tommy Haas (damals Weltranglisten-Zweiter) gelungen. Melzer ist es erstmals in seiner Karriere gelungen, einen 0:2-Satzrückstand noch in einen Sieg zu verwandeln.

"Hände in die Höhe und einfach nur gegrinst. Das war einfach cool. Für mich selbst da drinnen stehen und zu sehen wie sich auf der Tribüne meine Leute so gefreut haben, da haben einige Tränen in den Augen gehabt und das ist halt das Spezielle am Sport, für mich auch wunderschön." Besonders gefreut hat ihn, dass seine Freundin Mirna Jukic, die wegen einer Uni-Prüfung beim Achtelfinalmatch gefehlt hatte, wieder da war. "Ich bin froh, dass sie da war und das miterlebt hat. Jetzt können wir das gemütlich auch noch feiern."

"Natürlich das Match meines Lebens"

"Natürlich war das das Match meines Lebens, keine Frage. Ich war 0:2 Sätze hinten gegen die Nummer 3 der Welt und hab es umgedreht, viel mehr brauche ich, glaube ich, nicht mehr zu sagen", meinte ein überglücklicher Melzer bei seinem nun schon zweiten Gespräch im Interview-room number one. Als zweiter Österreicher nach Thomas Muster, dem dieses Kunststück vier Mal gelungen war, steht ein Mann aus der Alpenrepublik in dieser Phase eines Majors.

Unabhängig von möglichen künftigen Ehrungen, und seiner weiteren Entwicklung, diesen Erfolg kann ihm niemand mehr nehmen und es wird sich auch in der Weltrangliste dokumentieren. Den größten Preisgeld-Scheck (280.000 Euro) darf er sich abholen, 760 Zähler werden seinem Punktekonto gutgeschrieben. Natürlich ist es der "größte Erfolg meiner Karriere, da geht im Moment nichts drüber, vor allem auch das Wie."

Jetzt kommt am Freitag freilich ein Gegner, gegen den fast niemand auf der Welt nicht Außenseiter ist: Der vierfache Paris-Sieger und Sandplatz-König Rafael Nadal, der heuer auf Asche ungeschlagen ist und hier in Roland Garros in diesem Turnier noch gar keinen Satz abgegeben hat. "Ich muss extrem aggressiv spielen, muss schauen, dass ich ihn beschäftige und von seiner Vorhand wegkomme. Dass ich da absoluter Außenseiter bin, ist auch keine Frage."

Zwei Spiele, zwei Niederlagen gegen Nadal

Nadal könnte mit seinem fünften Titelgewinn in Roland Garros wieder an die erste Stelle der Weltrangliste vorrücken. Die bisherigen Duelle mit Melzer hat der 24-jährige Mallorquiner 2008 bei den Sommerspielen in Peking (Viertelfinale 6:0,6:4) und 2009 in Madrid (3. Runde 6:3,6:1) jeweils glatt gewonnen.

Nadal gab sich auch im Viertelfinale keine Blöße. Einen Tag vor seinem 24. Geburtstag zog der Spanier mit einem 7:6(2),7:6(3),6:4-Erfolg über seinen Landsmann Nicolas Almagro ins Halbfinale ein. Der viermalige Roland-Garros-Champion schraubte seine beeindruckende Bilanz am Bois de Boulogne auf 36:1 Siege.

Auf Musters Spuren

Melzer ist erst der zweite Österreicher, der im Einzel diese Phase in einem Major-Turnier erreicht hat. Zuvor war dies nur Thomas Muster gelungen und zwar vier Mal: Bei den Australian Open 1989 und 1997 sowie den French Open 1990 und 1995. Vor 15 Jahren gewann Muster in Paris danach auch das Turnier.

Melzer sicherte sich damit nicht weniger als 280.000 Euro, also seinen bisher wertvollsten Preisgeld-Scheck, sowie 720 ATP-Punkte für die Weltrangliste, in der er nun klar in die besten 20 eindringen wird. Die Top 20 hatte er als fünfter männlicher ÖTV-Spieler nach Muster, Gilbert Schaller, Horst Skoff und Stefan Koubek schon vor dem Viertelfinale laut ATP sicher gehabt.  (APA/red)