Maca singt in einer Bar - mitten im Wald und nahe an der Grenze

Foto: Dušan Djordjević

Das Stück handelt von gesellschaftlichen Parias, die ihr trostloses Dasein in einer Kneipe fristen

Foto: Dušan Djordjević

Zwitschernde Vögel, Honig naschende Bären, Häschen, Blümchen und ein leuchtender Wald - davon handelt das beliebte serbische Kinderlied Šuma blista (dt.: Der Wald leuchtet), welches das gleichnamige Stück der serbischen Autorin Milena Marković einleitet. Wer sich die im Kinderlied imaginierte Idylle auch auf der Bühne erwartet, wird herb enttäuscht: Tomi Janežićs Inszenierung versetzt die ZuseherInnen knappe zweieinhalb Stunden lang in eine beklemmende Stimmung.

Gescheiterte Existenzen

Denn nicht von Häschen, Blümchen oder Waldbären handelt Milena Markovićs Stück, sondern von gesellschaftlichen Parias, die ihr trostloses Dasein in einer Kneipe fristen. Eine von ihnen ist die dem Alkohol stark zugeneigte Maca, eine "Kneipensängerin mit durchschnittlicher Stimme und genauso einer Figur", die der Willkür und Gewalt von Männern permanent ausgeliefert ist. Zusammen mit dem Barmann, dem ehemaligen Trainer einer Fußballmannschaft, der ebenfalls dem Alkohol verfallen ist, arbeitet sie in einer Bar, die an einer Landstraße mitten im Wald und nahe der Grenze gelegen ist. Über diese Grenze werden regelmäßig junge Mädchen geschmuggelt - auf der anderen Seite erwartet sie die Prostitution. Und auch die anderen Figuren im Stück haben nichts Erfreuliches zu erwarten, sind gefangen in der Tristesse der Gegenwart und besingen in ihren Liedern die Vergangenheit.

"Der Wald leuchtet, der Wald singt", heißt es im Kinderlied. Tomi Janežićs inszeniert das Stück hingegen in einem fast leeren Bühnenraum, in dem Licht nur sehr sparsam eingesetzt wird. Das einzige, was im Stück leuchtet, sind die Seelen ermordeter Mädchen: "Siehst du dort im Wald das Licht? - Es leuchtet. - Der Wald leuchtet, das sind die Seelen. - Hier wurden irgendwelche Mädchen erschossen."

Metapher für Perspektivlosigkeit

Auch wenn sich eine solche Interpretation aufzudrängen scheint, möchte Marković ihr Stück nicht ausschließlich als Metapher für die Aussichtslosigkeit der gegenwärtigen serbischen Gesellschaft verstanden wissen. Danach gefragt, ob ihr Stück stark an den serbischen Kontext gebunden wäre oder doch problemlos in ein anderes Land transferiert werden könnte, antwortet sie: "Ich hoffe sehr, dass jedes meiner Stücke universell ist.", räumt jedoch ein, dass im Stück sehr viel Symbolisches und Archetypisches enthalten wäre, "das sich vor allem auf die Kultur bezieht, aus der ich komme - und somit auch auf meine eigene Welt."