Während die Kritik an einer mangelnden Anbindung des künftigen Hauptbahnhofs an die öffentlichen Verkehrsmittel nicht abreißen will, haben die Projekt-Verantwortlichen die Medien zu einer ersten Begehung der Passage, die den Bahnhof mit der U1 verbinden wird, geladen.

Insgesamt 335 Meter müssen Benutzer der U1 künftig zurücklegen, um zu den Bahnsteigen des neuen Hauptbahnhofs kommen. Medienvertreter konnten probeweise erstmals die Passage von der U1 bis zu jener Wand abgehen, hinter der die Bahnhofshalle entsteht.

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"Problemlos, weil kurz" sei die neue Verbindung, betonte Verkehrsstadtrat Rudi Schicker (SPÖ) erneut. Die Strecke entspreche der Weglänge vom Stock-im-Eisen-Platz zum Eingangstor des Stephansdoms. Mit 335 Metern ist die Verbindung um 15 Meter kürzer als jene der U3 mit dem Westbahnhof.

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Ihren Ausgang nimmt die noch hinter Verschalungen verborgene Passage, die diesen Dezember teilweise eröffnet werden soll, beim Stationsaufgang der U1 am Südtiroler Platz.

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Das Gemeinschaftsprojekt von Wiener Linien und ÖBB führt unter den beiden Gürtelfahrbahnen durch verbindet außer der U1 auch die S-Bahn und die Straßenbahnlinien 18 und O mit der Halle des künftigen Hauptbahnhofs. Von der Aula mit den Fahrkartenschaltern führen Rolltreppen und Liften zu den Bahnsteigen.

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Blick vom Ausgangspunkt der geradlinigen Passage beim U1-Stationsaufgang bis zum Beginn der Bahnhofshalle.

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Die Länge von 335 Metern entspreche dem internationalen Standard für die durchschnittlichen Umsteigewege, heißt es seitens der Projekt-Verantwortlichen. So betrage der Weg von der Metro zum Bahnhof in Brüssel 350 Meter, zum Gare du Nord in Paris rund 450 Meter. Die Bahnsteige am neuen Bahnhof werden um rund 100 Meter länger sein als der Weg zur U-Bahn.

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Nichts abgewinnen kann Schicker den von der Opposition geforderten Rollwegen: Die Distanzen zwischen den einzelnen Abgängen seien dafür zu kurz. Vorstellen kann sich der Verkehrsstadtrat für die Zeit des Vollbetriebs aber einen Botendienst, der beim Transport von Gepäckstücken hilft.

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Zwei unterirdische, zweigeschossige, hallenartige Bereiche, in die durch verglaste Seitenwände natürliches Licht fällt, entstehen neben den Aufgängen zur Straßenbahn.

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Dieser Teil der Passage, für den auch Geschäfte geplant sind, soll noch Ende des Jahres eröffnet werden. Wegen der Tageslichtöffnungen werde es keine "Angsträume" geben, stellte Schicker in Aussicht.

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Gewisse Wegstrecken seien zur Entflechtung von Fahrgastströmen notwendig, man habe deswegen etwa auch die U2-Station vom Stadion bewusst abgesetzt, erklärte Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer. Die Distanzen zu den Öffis wären deswegen seiner Ansicht nach im Fall des Hauptbahnhofs auch ohne den vorgefundenen Bestand ähnlich ausgefallen.

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Ab der Teilinbetriebnahme des Hauptbahnhofs im Dezember 2012 wird die bisherige U1-Station "Südtiroler Platz" offiziell in "Hauptbahnhof Wien" umbenannt. Die S-Bahn-Station soll dann "Wien Hauptbahnhof" heißen. (glicka, derStandard.at, 2. Juni 2010)

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