Jetzt also auch noch der Bundeskanzler. Nachdem sich die Wiener SPÖ in Sachen Hundeführschein von Opposition wie Tierexperten bereits einiges anhören musste, schlägt Werner Faymann in dieselbe Kerbe. Man müsse sich bei einigen Punkten fragen, wie die Exekutive diese in der Praxis umsetzen soll, lässt der ehemalige Wohnbaustadtrat den Wiener Genossen ausrichten.

Bei ihrer Version des Hundeführsche ins ging es der Wiener SPÖ aber ohnehin nie darum, allen Hunderln Manieren beizubringen. Vielmehr sollen sich alle Bevölkerungsschichten so pudelwohl wie möglich fühlen: Dem Wechselwähler, der bereits wegen eines Tiers knapp über Chihuahua-Größe die Straßenseite wechselt, will man Lösungskompetenz signalisieren. Und das alte Muatterl mit dem fetten Dackel, das immer schon Rot gewählt hat, wird trotzdem nicht vergrätzt.

Kritik am Hundeführschein schmettern die Rathaus-Roten stets mit dem Hinweis ab, bei der Volksbefragung hätten sich 89 Prozent dafür ausgesprochen. Das ändert allerdings nichts daran, dass das Gesetz wenig bis gar nichts bringt. Denn während ein Gutteil der Volksbefragungs-Teilnehmer beim Ankreuzen eine mobile Eingreiftruppe vor Augen hatte, wird in der Realität weder Polizei noch Veterinäramt in Sachen Hundeführscheinüberprüfung ausrücken. Und die Stadtregierung hofft offenbar, dass das zumindest bis zur Wahl niemand bemerkt. (Martina Stemmer, DER STANDARD, Printausgabe 2.6.2010)