Die "Schuldigen" sind bekannt: Verkehr, Hausbrand, Industrie - Strittig ist, wo und wie Maßnahmen gesetzt werden sollen

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Graz - Hieß es 2006, nach einem Rechenmodell zu Daten aus den Jahren 2004 und 2005, dass die Feinstaubbelastung jeden Grazer und jede Grazerin 17 Monate ihres Leben koste, hat sich dieser Wert nun verbessert: Am Dienstag präsentierte das Umweltbundesamt (UBA) neue Zahlen. Demnach kostet Feinstaub die Grazer "nur" mehr elf Lebensmonate.

Der steirische Umweltlandesrat Manfred Wegscheider (SP) leitet daraus ab, dass sich bereits gesetzte Umweltmaßnahmen positiv auf die Gesundheit auswirken - und sieht einen Handlungsauftrag für weitere Schritte. Wegscheider hatte das UBA nach der schlechten Diagnose 2006 mit einer Folgestudie beauftragt.

Während der Grazer Gesundheitsstadtrat Wolfgang Riedler (SP) meinte, dass "die Feinstaubhauptstadt Graz fürs erste abgesagt" sei, gab Wegscheider der Hoffnung Ausdruck, dass man sich künftig "leichter tun wird bei politischen Entscheidungen." Die heuer im April für 2011/12 angekündigte Einrichtung einer Umweltzone mit Fahrverboten für alte Dieselautos im Raum Graz hatte ja massive Proteste der Wirtschaft und Unterschriftenaktionen von ARBÖ und FPÖ ausgelöst.

Die Proteste reißen aber auch nun nicht ab: Der Landesgeschäftsführer des ARBÖ Steiermark Hans Marcher erklärte in einer Aussendung, Umweltzonen brächten der Umwelt wenig und führten "zu einer enormen Wertvernichtung bei den ausgesperrten Pkw". Die effiziente Bekämpfung von Feinstaub setze bei den Hauptverursachern an - und das sei der Hausbrand. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 2. Juni 2010)