Die monatlichen Arbeitslosenstatistiken spiegeln die Realität der Arbeitswelt nur zum Teil wider. Ein Statistik-Schmäh ist ja seit langem bekannt: Wer an einem AMS-Kurs teilnimmt, wird offiziell nicht als arbeitslos geführt. Das ist aber das geringste Problem, weil diese Praxis allen bekannt ist und die bereinigten Zahlen leicht eruierbar sind.

Nicht so leicht ist das bei anderen statistischen Verzerrungen. Wer sich in die Frühpension verabschiedet, wird logischerweise nicht als arbeitslos verbucht. Schließlich steht die betreffende Person dem Arbeitsmarktservice nach dem Pensionsantritt nicht mehr zur Verfügung. Für den Staat ändert das aber wenig. Statt des Arbeitslosengeldes zahlt er die Pension aus. Der Staatshaushalt wird also nur unter einem anderen Titel belastet.

Ein anderes Beispiel: Viele Frauen würden nach einer Kinderpause gerne früher in den Job zurückkehren, können das aber nicht, weil die entsprechenden Betreuungsplätze nicht vorhanden sind. Diese zum Teil sehr gut ausgebildeten Arbeitskräfte sind natürlich auch nicht arbeitslos, sind am Jobmarkt aber nicht präsent.

Auch wenn Österreich bei den Arbeitslosendaten besser dasteht als die meisten anderen Länder, sind die dahinter liegenden Probleme ähnlich. Es geht um verschleppte Strukturreformen. Bei uns hat man die Probleme nur mit einem anderen Mascherl versehen. (Günther Oswald, DER STANDARD, Printausgabe, 2.6.2010)