2004 brauchte die Hypo unter W. Kulterer Eigenkapital. Das kam zunächst über Kreditnehmer der Hypo Liechtenstein.

Foto: R. Hendrich

Die Vorzugsaktionäre der Hypo Leasing, die der Kärntner Bank-Tochter 2004 Kapital zuführten, waren alte Weggefährten. Ihren Schnitt machten sie 2009, als die Bank die Aktien zurückkaufte.

Wien – Die Aufräumungsarbeiten in der Kärntner Hypo Alpe Adria werfen immer wieder Licht auf Stellen, die bisher im Dunkel lagen. Ermittlungen laufen auch in Liechtenstein, wo die Hypo Group eine Tochterbank hat. Die Bank in Schaan, über die viele fragwürdige Deals liefen, wird derzeit liquidiert. Einer der Ex-Manager ist noch als Konsulent dabei.

Bank-Dokumente erhellen nun auch die Hintergründe jener Kapitalerhöhung des Jahres 2004, die die Notenbank (OeNB) in einer Vor-Ort-Prüfung im Mai 2007 analysiert und kritisiert hat, weil sie vermutete, dass dabei Hypo-eigenes Geld im Kreis gedreht wurde. Der Aufsicht waren damals wesentliche Details nicht bekannt; nun apern sie heraus.

Die Vorgeschichte: Der Hypo-Konzern litt unter Eigenkapitalschwäche; also führte man 2004 eine Kapitalerhöhung (100 Mio. Euro) bei der Hypo-Leasingtochter HLH durch. Sie begab Vorzugsaktien; gekauft haben elf Investoren über diverse Vehikel; 55 Mio. Euro wurden von der Kärntner BC Holding AG gezeichnet. Die Gesellschaft heißt heute Best Invest Holding AG, Vorstand ist Anwalt Gerhard Kucher. Finanziert war das Ganze mit einem Kredit der Hypo Liechtenstein, der über elf Anstalten in Liechtenstein und ein Vehikel auf den British Virgin Islands floss.

Die Identität der übrigen sechs Vorzugsaktionäre, die das Geld für die Kapitalerhöhung (40 Mio. Euro) laut Prüfbericht ebenfalls über Kredite bekommen hatten, konnte die Aufsicht damals nicht eruieren. Die Prüfer: "Unter Berufung auf das liechtensteinische Bankgeheimnis konnten Auskünfte ... seitens Bank und Aufsicht nicht erteilt werden."

VCP finanzierte mit

Tatsächlich gehören die Vorzugsaktionäre allesamt zum Kreis der guten Hypo-Bekannten rund um die Ex-Bankchefs Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger. Zehn Mio. Euro hat die Privatstiftung Annagasse gezeichnet, fünf Mio. die Collegia Privatstiftung. Stifter der Annagasse sind die Wiener VCC GmbH und die Annagasse Anstalt; erstere gehört zur Gruppe der Vienna Capital Partners (VCP) unter Investmentbanker Heinrich Pecina. Die VCP hat die Hypo einst vor allem in Kapitalmarktfragen beraten. Pecina ist auch Stifter der Collegia.

Auch die MA Privatstiftung (zeichnete zehn Mio. Euro) ist Hypo-nahe: Stifter waren Vladimir Bernes, Gabriel Hermann (ein Steuerberater und Geschäftsfreund Striedingers) und Anwalt Kucher. Auch die Stifter der OGK Stiftung (zehn Mio. Euro; heute: Gandalf Privatstiftung) sind in der Hypo als Ex-Kunden gut bekannt: Miro Oblak ist einer von ihnen. Er und Ex-Hypo-Kunde Vuk haben zudem 2,5 Mio. Euro bzw. zwei Mio. Euro selbst gezeichnet.

Das Geld für die Kapitalerhöhung floss über Katarakte: Zwei Aktiengesellschaften (Macara Invest und Mitar) nahmen bei der Hypo Liechtenstein um vier Prozent je zehn Mio. Euro Kredite auf und gaben sie an die OGK bzw. MA Stiftung (zinsenlos) weiter. Die beiden AGs wurden übrigens von Herbert Lackner gegründet, dem Ex-Gutsverwalter von Wolfgang Kulterers Dienstlgut (gehört heute seiner Ex-Frau). Der Schnitt für die Kapitalzeichner ergab sich zunächst aus der Vorzugsdividende: 6,25 Prozent.

Bei Annagasse bzw. Collegia waren die Schweizer Partner Marketing AG bzw. die Wiener ABG Treuhand GmbH mit Hypo-Liechtenstein-Krediten um vier Prozent zwischengeschaltet. Die Konten all dieser Kreditnehmer waren allesamt zwischen 2. und 22. Juli 2004 in Schaan eröffnet worden. Im September 2007 wurden die Kredite dann zurückbezahlt; über die Hypo Group Alpe Adria bzw. (im Fall OGK und MA Stiftung) über die BA-CA. Die Umschuldungen waren durch das Einschreiten der Aufsicht notwendig geworden. Die hatte nämlich den Kreislauf Bankkredit-Kapitalerhöhung harsch kritisiert und bei der Anrechnung des Geldes als Hypo-Eigenkapital Mätzchen gemacht.

Ausgestiegen sind die Vorzugsaktionäre erst im Vorjahr, in der Ära Franz Pinkl. Sie hatten nämlich wasserdichte Call-Optionsverträge mit der Bank geschlossen, wonach sie die Aktien frühestens 2009 zurückkaufen konnte. VCP-Chef Pecina zu alledem: "Die Stiftungen haben der Bank damals bei einer Kapitalerhöhung geholfen. 2009 hat die Bank die Vorzugsaktien eingeholt, so war das im Vertrag immer vorgesehen."

So kam es, dass die Kärntner Hypo 2009, kurz bevor sie der Steuerzahler retten musste, noch 200 Mio. Euro an Vorzugsaktionäre ausgeschüttet hat. (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 2.6.2010)