Dem deutschen Kabelnetzbetreiber Primacom droht nach geplatzten Verhandlungen über eine neue Finanzierung das Aus. Die Kreditgeber hätten Forderungen von rund 29,2 Mio. Euro fällig gestellt, teilte Primacom am Dienstag mit. Damit sei die Konzernholding zahlungsunfähig. Das operative Geschäft sei hiervon jedoch nicht betroffen und laufe unverändert weiter.

Falls die Kreditgeber in den nächsten Tagen weiter darauf beharren sollten, ihre Kredite zurückzubekommen, werde Primacom Insolvenz anmelden müssen, hieß es. Insgesamt steht die vor allem in Ostdeutschland aktive Firma aus Mainz mit 340 Mio. Euro in der Kreide.  Die Primacom-Aktie brach um 34 Prozent auf 1,30 Euro ein.

Frisches Geld

Haupteigner des Kabelnetzbetreibers ist Beteiligungsgesellschaft Escaline. Sie hatte mit den Gläubigern, darunter eine Reihe von Hedge-Fonds, über eine Sanierung von Primacom verhandelt. Geplant war, dass Escaline frisches Geld in Primacom steckt und die Gläubiger gleichzeitig auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Allerdings hätten sich die beiden Seiten nicht auf die Höhe einigen können, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person zu Reuters. Die Frist für eine Einigung war am Montagabend zu Ende gegangen. Primacom brauche allein in den nächsten Monaten rund 40 Mio. Euro, sagte der Insider.

Escaline hatte vor einigen Jahren bereits den Kabelnetzbetreiber Tele Columbus übernommen und dem Unternehmen hohe Schulden aufgebürdet. Die Last überforderte Tele Columbus, weshalb seit Anfang des Jahres die Gläubiger das Sagen haben. Der Marktführer Kabel Deutschland hat bereits Interesse an Teilen des Tele-Columbus-Netzes geäußert.(Reuters)