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Junge Raucherinnen sind die große Sorge der Weltgesundheitsorganisation. In Österreich greift schon mehr als ein Viertel aller Jugendlichen unter 15 regelmäßig zur Zigarette.

Foto: dpa/Hase

Wien - Gäbe es einen Weltrauchertag, wäre Österreich einmal pro Jahr Musterland. Am Montag war aber Weltnichtrauchertag, und aus dieser Sicht zählt die Alpenrepublik trotz langjähriger Diskussionen um Rauchverbote international zu den Losern: Derzeit rauchen in Österreich 34 Prozent aller Männer und 23 Prozent aller Frauen über 16, wobei der Anteil der Raucherinnen stetig steigt. Fast die Hälfte der Raucher und ein Drittel der Raucherinnen greifen schon länger als 15 Jahre zur Zigarette - und sind somit bereits aussichtsreiche Kandidaten für lebensbedrohliche Erkrankungen.

Eine der besorgniserregendsten Meldungen betrifft heimische Jugendliche: Schon 27 Prozent aller Jugendlichen unter 15 rauchen regelmäßig zumindest einmal pro Woche Tabak. Zum Vergleich: In den USA beträgt dieser Anteil sehr junger Raucher laut OECD nur sechs Prozent, in Deutschland sind es 19 Prozent (siehe Grafik).

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisiert, dass die Tabakindustrie ihre Werbung immer stärker auf Frauen fokussiere. Hintergrund: Nur neun Prozent aller Frauen weltweit sind Raucherinnen, bei Männern beträgt der globale Raucheranteil hingegen 40 Prozent. In der weiblichen Bevölkerung gibt es also noch viel mehr potenzielle Kundinnen. Die Werbestrategie der Zigarettenfirmen setze vor allem auf Sponsoring und auf geschickt platzierte Schleichwerbung im Fernsehen und Kino. Die EU hat erhoben, dass jährlich rund 650.000 Menschen in Europa an Krankheiten, die auf Tabakkonsum zurückgeführt werden können, sterben. Die Hälfte davon wird nicht älter als 69 Jahre.

Eigene Willenskraft

Zur Problematik der Rauchentwöhnung gibt es unterschiedliche Angaben. Der Pharmakonzern Pfizer beispielsweise erklärt unter Berufung auf eigene Studien, dass Raucher, die ausschließlich mit eigener Willenskraft Nichtraucher werden wollen, nur eine dreiprozentige Erfolgschance haben, nach einem Jahr nicht rückfällig zu werden. Australische Wissenschafter von der Universität Sydney sind nach der Auswertung von 511 Studien aus den Jahren 2007 und 2008 hingegen zu dem Ergebnis gekommen, dass die meisten Raucher, die aufhören, dazu keine Hilfsmittel benötigten. Gesundheitsbehörden sollten diese Tatsache mehr betonen und nicht so stark auf Nikotin-Mittel hinweisen, schreiben Simon Chapman und Kollegen im US- Fachjournal PLoS Medicine.

Die Wissenschafter sehen die Gefahr, dass Raucher nicht mehr daran glauben, ohne Hilfsmittel von der Zigarette loskommen zu können. Diese "Medikalisierung" werde dadurch genährt, dass die Pharmaindustrie eine Vielzahl der Studien zur Rauchentwöhnung finanziere.

Chapman und Kollegen zitieren auch eine Untersuchung über Studien, die sich mit dem Erfolg von Tabakersatzstoffen beschäftigen. Demnach schrieben 51 Prozent der von der Industrie gesponserten Studien Tabakersatztherapien einen entscheidenden Effekt bei der Rauchentwöhnung zu. Hingegen waren es bei Untersuchungen, die nicht von der Industrie bezahlt wurden, nur 22 Prozent.

Tipps fürs Aufhören gibt es unter anderem beim Rauchertelefon unter der Nummer 0810 810 013. Zum Einstieg empfehlen Psychologen einen persönlichen Nichtrauchertag. "Das positive Erlebnis eines rauchfreien Tages motiviert viele, ihr Leben auch langfristig rauchfrei zu gestalten", meint Sophie Meingassner, die Leiterin des Rauchertelefons. (simo/DER STANDARD-Printausgabe, 1.6.2010)