Eigentlich könnte die Burgenland-Wahl schon entschieden sein, und Landeshauptmann Hans Niessl könnte mit seiner SPÖ bereits zu überlegen beginnen, wie es sich in Zukunft ohne absolute Mandatshoheit im Landtag regieren lässt. Wären da nicht erstmals die Briefwahlstimmen, die insbesondere für SPÖ, Grüne und die Liste Burgenland noch entscheidende Bedeutung erlangen können.

Nach 100 Prozent der ausgezählten Stimmen (aber eben ohne Briefwahlkarten) hält die SPÖ ja bei 18 Mandaten. Das ist genau die Hälfte der 36 Sitze im burgenländischen Landtag. In diesem hätten die Grünen nach Stand von Sonntagabend gefehlt, sie hatten die Mandatshürde knapp nicht gemeistert. Laut Zwischenauszählung von Montagnachmittag dürfte die Ökopartei nun aber doch einen Sitz im Landtag ergattern.

Wahlkartenprognose: Grüne schaffen es

Das Wahlforschungsinstitut Sora sagt für die noch nicht ausgezählten Wahlkarten voraus, dass ein Mandat von der FPÖ zu den Grünen wandern wird. Die würden damit knapp den Einzug in den Landtag schaffen. Möglich ist laut Sora-Prognose umgekehrt aber auch, dass die Liste Burgenland, die es im vorläufigen Ergebnis von Sonntagabend - im Gegensatz zu den Grünen - mit einem Mandat in den Landtag geschafft hat, dieses an die FPÖ verliert. Die Freiheitlichen hätten dann doch noch vier Mandate, die Grünen eines und die Liste Burgenland würde den Einzug knapp verfehlen.

20.231 Wahlkarten wurden für die burgenländische Landtagswahl ausgegeben. Insgesamt werden rund 16.500 gültige Wahlkartenstimmen erwartet. Das endgültige Ergebnis liegt am Mittwoch, dem 2. Juni, vor.

19. Mandat für SPÖ unwahrscheinlich

Sora hält auch fest, dass Niessls SPÖ nur mehr unter bestimmten Voraussetzungen das 19. Mandat und damit die absolute Mehrheit im Landtag gewinnen kann: Die Liste Burgenland müsste unter die Vier-Prozent-Hürde fallen und die SPÖ müsste bei den Wahlkartenstimmen zumindest 48 Prozent erhalten. Und die FPÖ müsste gleichzeitig bei den Wahlkarten unter den Erwartungen bleiben und dürfte nicht mehr als fünf Prozent der gültigen Stimmen erhalten.

Nur wenn alle drei Bedingungen zutreffen, ist das 19. Mandat für die SPÖ möglich. (red, derStandard.at, 31.5.2010)