Anreise und Unterkunft:

Flug mit Niki/Air Berlin  ab Wien nach Nizza.

Foto: ATOUT FRANCE/Michel Angot

Übernachtung im Hotel De La Ponche ab 120 € pro Person im DZ, im schicken B Lodge Hotel nahe der Citadelle bereits ab 85 €, im Hotel La Vigne de Ramatuelle wenige Kilometer außerhalb von St.Tropez ab 76 € bei Dertour. Zimmer im berühmten Fünf-Sterne-Hotel Byblos (Tel.0033/4/94 56 68 00) gibt es ab rd. 400 €. www.port-de-saint-tropez.com und Fremdenverkehrsamt Atout France, Lugeck 1-2, 1010 Wien, Tel.: 01/503 28 92, www.franceguide.com.

Foto: ATOUT FRANCE/R-Cast

Tun und lassen:

Auf keinen Fall in einem der Cafés und Bars in vorderster Reihe mit Blick auf die Luxusyachten im Hafen leichtfertig etwas ordern, ohne sich zuvor in der Karte den Preis vor Augen geführt zu haben. Die Preise sind horrend. Wenn man es weiß und sich gezielt darauf einlässt, vermeidet man böses Erwachen beim Bezahlen. Auf jeden Fall mit Linienbooten, die alle halbe Stunde vom Vieux Port aus zu einem der Nachbarorte an der Küste fahren - z. B. nach Port Grimaud. Die einfachen Fahrten kosten nur ein paar Euro, und günstiger sind Hafenrundfahrt und Côte-d'Azur-Panoramafahrt nicht zu haben.

Foto: ATOUT FRANCE/Cédric Helsly

Essen und Trinken:

Gut Essen gehen abseits vom großen Rummel in St.Tropez und dennoch direkt am Meer kann man im Pearl Beach (Tel.: 0033/4/98 12 70 70), dem einzigen Beach-Club am Stadtstrand nahe dem Yachthafen. Am begehrtesten sind die Tische in erster Reihe mit bestem Meerblick (Reservierung ratsam). Direkt im Stadtzentrum befindet sich das berühmte, aber inzwischen etwas rummelige Restaurant L'Auberge des Maures (Tel.: 0033/4/94 97 01 50), das vor allem auf provenzalische Spezialitäten setzt und von vielen Prominenten besucht wird. Am schönsten ist es dort im Innenhof.

Foto: ATOUT FRANCE/Cédric Helsly

Wer nach St. Tropez kommt, will sehen - oder gesehen werden. Sonst wäre er nicht hier. Spätestens seit Brigitte Bardot und Curd Jürgens hier 1956 Und immer lockt das Weib gedreht haben, spätestens seit Louis de Funès als hyperaktiver Gendarm gleich mehrfach abendfüllend Nudisten über die Kinoleinwände jagte, ist das so. Seit halb Hollywood hierher in den Urlaub fährt. Und viele, viele mehr.

Sie kommen, weil St. Tropez diesen ganz besonderen Klang hat: nach Sonne und Meer, nach Leben und Lebenlassen, nach gewissem Stil und völligem Mangel daran. Sie kommen, weil es in dem nur 5.200 Einwohner starken Städtchen alles gibt vom Edel-Juwelier bis zum Fischverkäufer, vom Fachgeschäft für handgemachte Leder-Sandalen bis zu den Pracht-Boutiquen internationaler Nobelmarken in der Rue Sibili.

Und vor allem, weil St. Tropez wirklich schön ist, frei von den anderswo an der Côte d'Azur so weit verbreiteten Hochhaus-Bausünden. Weil die Altstadt mit ihren engen Gassen erhalten ist. Und weil es ein Stückchen abseits sogar Beach-Clubs gibt, wo der Champagner aus Sechs-Liter-Flaschen ausgeschenkt wird.

Wer es sich leisten kann, kommt mit dem Schiff. Wer schnell seekrank wird oder gerade keine Zehn-Millionen-Euro-Yacht zur Hand hat, nimmt das Auto und geht Schiffeschauen - und wundert sich schnell, wie diskret dann doch mancher Bootsbesitzer lebt. Nicht jeder trägt seine Haut zur Schau, im Gegenteil: Den Distinguierteren kommt es gelegen, wenn das Schiff lang und hoch genug ist, dass sie nicht gezwungen sind, auf Augenhöhe der Passanten an Deck auf ihren Sofas mit Allwetter-Kunstlederbezug zu lümmeln. Sie wechseln aufs Vorschiff oder aufs von Land aus kaum einsehbare Freideck zwei Etagen höher und haben dort ihre Millionärsruhe selbst im größten Kai-Trubel.

Oder sie bitten Hervé le Fauconnier im Voraus, ihnen einen Liegeplatz etwas abseits vom ganz großen Rummel zuzuweisen. Er schaut dann, was er tun kann - und meistens findet er einen Weg: "Manchmal", sagt der Adlige aus der Normandie, "ist der Mann, der den gefärbten Pudel ausführt, der Eigner. Aber manchmal ist es auch der, der den Müllsack an Land bringt. Die Bandbreite ist es, was unseren Hafen ausmacht: Fischer neben Superreich neben Supernormal. Sie mögen das. Und die Flaneure an Land lieben es."

Le Fauconnier ist Hafenkapitän von St. Tropez, oberste Autorität, absoluter Herrscher über Poller, Stege und Kaimauern - über Liegeplätze, die mit Geld kaum zu bezahlen sind und von denen es mindestens zwischen Mai und Oktober immer zu wenige gibt. Meistens sind seine knapp 800 Plätze Monate im Voraus vergeben, und am liebsten gibt er sich erst ein wenig schroff, um möglichst nicht zu viel gebeten zu werden.

"Bei 30-Meter-Schiffen können wir manchmal was machen, wenn die Warteliste nicht zu lang ist. Bei 75 Metern ist das schwieriger. Für solche Schiffe haben wir nur zwei Plätze." Er hangelt nach seinem Handy, das in der Brusttasche steckt, murmelt nicht sonderlich interessiert, "Ah, Flavio, buon giorno. Bene, bene." Und kurz darauf auf Französisch ungefähr so etwas wie "Tut mir leid, nein, nur diese Nacht. Morgen sind wir schon voll."

Nur einen Platz auf der überlangen Warteliste habe er anzubieten - und drückt das Gespräch kurz darauf weg.

Ziel ist es, den Hafen ständig in Bewegung zu halten: "Er ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor für die Gemeinde - denn er lockt die Schaulustigen an, die ihr Geld im Ort ausgeben. Die aber kommen nur, wenn Betrieb ist, wenn den ganzen Tag über Boote an- und ablegen, große und kleine. Und wenn es ordentlich was zu schauen gibt."

Cathy Bruno muss sich unterdessen um die Liegeplätze keine Sorge machen, und Yachten interessiert sie längst nicht mehr. Sie macht sich jeden Morgen auf den Weg zum selben Boot am selben Steg ganz außen nahe der Befestigungsmauer des Vieux Port. Und anschließend schiebt sie ihre Schubkarre mit den Kisten zweihundert Meter weit bis zu ihrem Verkaufsstand auf dem Markt von St. Tropez: Fangfrische St. Pierres und Doraden hat sie diesmal direkt beim Fischer erstanden, um sie einen halben Tag lang, auf Eis gebettet, an ihrem Stand anzubieten. "Wäre nicht schlecht, wenn heute zwei Doraden übrigblieben", wünscht sie sich - damit sie sie zuhause mit Tomaten und Zwiebeln im Backofen zubereiten kann.

Das ist das Schöne an St. Tropez: Mag der Café au Lait in den Hafenblick-Cafés noch so teuer sein, der Espresso ein Vermögen kosten - schon keine 100 Meter weiter beginnt der ganz normale südfranzösische Alltag. Einheimische kaufen bei Cathy genauso wie Ferienhaus-Mieter, Köche ebenso wie Yacht-Besitzer.

Neulich erst war einer da, so ein schlaksiger jungenhafter Typ, der aussah wie Bill Gates. Und kurz darauf wollte U2-Sänger Bono zwei Hummer haben: "Fast hätte ich ihn nicht erkannt!" Und wenn nicht? Sie zögert keine Sekunde und lacht: "Dann wäre das auch egal gewesen!"

Auch Alain Rondini zählt zu den Stillen, den Normalen. Sein Großvater hat die typischen "Sandales Tropéziennes" erfunden, die Ledersandalen aus vielen dünnen Riemchen, die Brigitte Bardot berühmt gemacht hat. Heute betreibt er die Schuhmacherei im Stadtzentrum.

"Wissen Sie", sagt er, "wahrscheinlich stimmt die Geschichte gar nicht. Wenn sie in St. Tropez war, lief Brigitte Bardot eigentlich immer barfuß." Er lächelt. Seinem Geschäft tut die Ehrlichkeit keinen Abbruch. Das Geschäft in der Rue Georges Clémenceau floriert, und noch immer wird jeder einzelne Schuh im Hinterzimmer von Hand gefertigt. Warum es so gut läuft? "Wahrscheinlich weil unsere Sandalen so bequem sind."

Neulich erst war Penélope Cruz da. Den ersten Tag kam sie mit dem Auto, parkte am Altstadtrand, kaufte Sandalen, spazierte zu Fuß durch die Gassen, wurde bald erkannt, musste fortan auf Schritt und Tritt Autogramme geben.

"Am nächsten Tag", erzählt Hafenmeister Hervé le Fauconnier, "kam sie mit der Yacht. Keine ganz riesige, aber eine schöne. Sie war an Deck, trug Sonnenbrille, genoss das Leben - und wurde nicht erkannt, obwohl alle Augen auf die Yachten gerichtet sind."

Warum? Weil sie sich so normal gab. Weil sie den Müllbeutel an Land brachte. Und vielleicht auch wegen dieser Sonnenbrille: "Ein Hafen kann sehr diskret sein, ganz ohne dass man sich verstecken muss." Sogar dieser. Und vielleicht sogar gerade dieser. (Helge Sobik/DER STANDARD/Printausgabe/29.05.2010)