Wien - Irma Schwager hat am Montag ihren 90. Geburtstag gefeiert. Die österreichische antifaschistische Widerstandskämpferin, langjährige Vorsitzende des Bundes Demokratischer Frauen und frühere KPÖ-Politikerin ist bis heute in der Frauen- und Friedensbewegung engagiert. 2005 wurde sie zusammen mit der Flüchtlingshelferin Ute Bock unter weltweit tausend Frauen für den Friedensnobelpreis nominiert.

Politisch sozialisiert wurde Irma Wieselberg schon als Schülerin in der Gegnerschaft zum autoritären Ständestaat. Nach dem "Anschluss" 1938 flüchtete sie nach Belgien und von dort nach Frankreich, wo sie zunächst interniert wurde, ehe sie sich der Résistance anschließen konnte und den überaus gefährlichen Auftrag erfüllte, Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit bei deutschen Besatzungssoldaten zu leisten. Ihre in Österreich zurückgebliebenen Eltern und ihre beiden Brüder fielen dem Holocaust zum Opfer.

Für Fristenlösung und die Reform des Ehe- und Familienrechts

Mit ihrem Ehemann, dem Spanienkämpfer Zalel Schwager (1908-1984), konnte sie nach der Befreiung 1945 nach Wien zurückkehren. Irma Schwager beteiligte sich in vorderster Reihe am Kampf für Gleichberechtigung und gegen Atomrüstung. Der Bund Demokratischer Frauen (BDF), dem sie lange Zeit vorstand, wurde 1946 von Persönlichkeiten wie der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky, der Schriftstellerin Lina Loos und der Schauspielerin Hilde Wagener als überparteiliche Frauenorganisation ins Leben gerufen und kämpfte insbesondere für die Fristenlösung, die Reform des Ehe- und Familienrechts und viele sozialpolitische Neuerungen. Schwager, die zeitweise dem Politischen Büro der Kommunistischen Partei angehörte, trat auch als kompromisslose Verfechterin der Neutralität Österreichs auf. Den Befürwortern eines NATO-Beitritts hielt sie entgegen: "Die Opfer von Krieg und Faschismus können ein Lied davon singen, was es heißt, wenn Österreicher für fremde Interessen in den Krieg geschickt werden."

Irma Schwager war 1992-96 Präsidentin und ist seit 1996 Ehrenpräsidentin der Gesellschaft Österreich-Vietnam. Während der US-Bombardements 1971 hatte sie Hanoi besucht und in Österreich eine Reihe von Solidaritätsaktionen für die beklagenswertesten Opfer des chemischen Krieges, in erster Linie missgebildete und behinderte Kinder, initiiert. Im Juli 2008 wurde sie von Staatspräsident Nguyen Minh Triet während dessen Staatsbesuches in Österreich offiziell geehrt. (APA)