Bogota - Fast 39 Millionen Kolumbianer sind am Sonntag zur Wahl eines neuen Präsidenten aufgerufen. Um die Nachfolge des seit 2002 regierenden konservativen Präsidenten Alvaro Uribe bewerben sich insgesamt neun Kandidaten. Umfragen zufolge wird jedoch keiner die für einen Sieg im ersten Durchgang notwendige Mehrheit von 50 Prozent plus mindestens einer Stimme erzielen.

Stattdessen zeichnete sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Regierungskandidaten Juan Manuel Santos und dem unabhängigen Bewerber Antanas Mockus ab, die beide auf etwa 35 Prozent der Stimmen kommen könnten. Die Entscheidung würde dann in einer Stichwahl zwischen Santos und Mockus am 20. Juni fallen.

Der ehemalige Verteidigungsminister Santos verkörpert den harten Kurs gegen die linksextreme Rebellenorganisation FARC. Und weil Uribe gerade wegen dieses unerbittlichen Kampfes gegen die FARC und der verbesserten Sicherheitslage auch nach zwei Amtszeiten noch beliebt ist, setzt Santos als dessen Kronprinz auf Kontinuität.

Überraschungskandidat Mockus

Mockus ist Sohn einer litauischen Einwandererfamilie und gilt als Überraschungskandidat. Seine Aufholjagd in Umfragen führen Demoskopen vor allem auf seine Beliebtheit bei Jungwählern und sein bewusst gepflegtes Image als Außenseiter zurück. Mit seinem Versprechen einer transparenten und sauberen Regierungsführung scheint der Grün-Politiker zunehmend einen Nerv bei den Kolumbianern zu treffen.

Wie Santos hat auch Mockus angekündigt, in der Wirtschaftspolitik den unternehmerfreundlichen Kurs von Uribe fortzusetzen. Auch in Sicherheitsfragen unterscheiden sich beide Politiker inhaltlich kaum.

Vier Tote bei Anschlägen

Bei Anschlägen im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen sind zwei Kinder sowie zwei Soldaten ums Leben gekommen. In einem Wohnviertel der Stadt Argelia im südwestlichen Regierungsbezirk Cauca sei in der Nacht auf Samstag (Ortszeit) ein Sprengsatz explodiert und habe zwei Kinder im Alter von neun und 14 Jahren getötet, sagte Bürgermeister Adrián Bravo örtlichen Radiosendern. Vier weitere Menschen seien verletzt worden.

Im südlichen Regierungsbezirk Chaqueta seien zwei Soldaten getötet worden, als sie ein Minenfeld durchquerten. Drei weitere Soldaten wurden verletzt, wie der Sicherheitsbeauftragte des Departamento, Ramón Endo, mitteilte. Die Soldaten seien auf Patrouille gewesen, um die Sicherheit bei der Wahl am Sonntag sicherzustellen. Dafür wurden in Kolumbien insgesamt 350.000 Sicherheitskräfte mobilisiert.

In Cauca geriet überdies der Konvoi des örtlichen Polizeichefs Gustavo Ricaurte in einen Hinterhalt. Sein Assistent sei verletzt worden, als unbekannte Angreifer schossen und Sprengsätze zündeten. In der Gegend sind die linksgerichteten FARC-Rebellen, das Nationale Befreiungsheer (ELN), aber auch rechtsgerichtete Paramilitärs und Drogenbanden aktiv. Aus dem nördlichen Regierungsbezirk Bolívar wurden Kämpfe zwischen der Armee und FARC-Rebellen gemeldet. (APA/Reuters)