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Will an den Langfristverträgen bei den Gaslieferungen festhalten und verspricht im Gegenzug Versorgungssicherheit: Der "Außenminister" von Gasprom, Alexander Medwedew.

Foto: AP/Punz

Wien - Russlands Gasmonopolist Gasprom, größter Gasexporteur der Welt, sieht sich seit Monaten steigendem Druck ausgesetzt, Gas billiger zu verkaufen. Große Gasimporteure wie die deutsche Eon Ruhrgas, GDF Suez in Frankreich oder Eni in Italien haben Gasprom abgerungen, etwa 15 Prozent der benötigten Gasmengen auf den zurzeit deutlich billigeren Spotmärkten beschaffen zu können. Darüber hinaus will Gasprom aber keine weiteren Konzessionen machen, wie Exportchef Alexander Medwedew am Freitag andeutete.

"Wir brauchen Langfristverträge, um große Pipelineprojekte wie South Stream in Angriff nehmen zu können", sagte Medwedew, der sich auf Einladung der Regulierungsbehörde E-Control in Wien aufhielt. Darüber hinaus glaubt der Chef von Gasprom Export, dass die Phase billigen Gases auf dem Spotmarkt von kurzer Dauer sein wird. In zwei, drei Jahren sei es damit vorbei; längerfristig würden die Spotmarktpreise für Gas das Niveau des Ölpreises erreichen.

Medwedew begründete dies unter anderem damit, dass die Gasnachfrage parallel zur wirtschaftlichen Erholung kräftig steigen werde und dass Schelfgas für Europa aufgrund des enormen Landverbrauchs keine Alternative sei. Selbst Flüssiggas, das per Schiff geliefert wird, sei nicht unbeschränkt verfügbar, da der Widerstand gegen den Bau von Regasifizierungsanlagen in Europa steige.

Ausnahmen für South Stream

Derzeit wird kurzfristig verfügbares Gas mit einem Abschlag von 50 Prozent zum Öl-indexierten Preis gehandelt. Prognosen zufolge geht die Schere zwischen Angebot und Nachfrage an Gas in den nächsten Jahrzehnten weit auseinander. Die Lücke könne nur mit zusätzlichen Pipelines geschlossen werden, sagte Medwedew.

Für die South-Stream-Röhre, durch die ab 2015 bis zu 63 Mrd. m3 Erdgas am Boden des Schwarzen Meeres bis Baumgarten in Niederösterreich strömen sollen, verlangt Medwedew eine Ausnahme. Die Financiers möchten über 100 Prozent der Leitungskapazität verfügen, was nach EU-Regeln nicht möglich ist. Beim Konkurrenzprojekt Nabucco, das von der OMV vorangetrieben wird und dereinst Gas aus der kaspischen Region bis nach Österreich bringen soll, muss die Hälfte der Kapazität an interessierte Dritte versteigert werden. Drei Jahre sind vergangen, bis diese Ausnahme in Brüssel durch war. Medwedew ist dennoch optimistisch: "Wir machen das parallel und glauben, dass wir die finale Investitionsentscheidung 2011 treffen können."

Langfristig will der Gasprom-Konzern, der rund 500 Mrd. m3 Erdgas in Russland selbst fördert und weitere 30 Mrd. m3 aus der kaspischen Region importiert, den Gaspreis auch in Russland erhöhen. Während der Exportpreis bei rund 300 Dollar liegt, kostet Gas in Russland derzeit zwischen 60 und 80 Dollar je 1000 m3. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30.5.2010)