Freiburg - Lehrkräfte zählen zu den vom gefürchteten Burnout-Syndrom besonders betroffenen Berufsgruppen. Dass schulische Lehrkräfte unter den derzeit an Schulen gegebenen Bedingungen einen besonders anstrengenden Beruf ausüben, wird zunehmend anerkannt und durch Studien belegt.

In einer am 25. Mai 2010 im renommierten Journal „Psychotherapy and Psychosomatics" veröffentlichten Studie konnte eine Freiburger Arbeitsgruppe unter Leitung von Thomas Unterbrink und Joachim Bauer nachweisen, dass Lehrkräfte, die an einem von medizinischen oder psychologischen Experten geleiteten Coaching-Kurs teilgenommen haben, eine Verbesserung objektiver Gesundheitsparameter zeigen. Das von Joachim Bauer und Thomas Unterbrink entwickelte Coaching zielt darauf ab, die Fähigkeit, mit schwierigen schulischen Situationen umzugehen, zu verbessern.

Beziehungskompetenz entwickeln

„Lehrkräfte üben einen Beziehungsberuf aus, in welchem interpersonelle Kompetenz nicht nur im Verhältnis zu ihren Schülern gefragt ist, sondern auch gegenüber Eltern und den eigenen Kollegen", so Thomas Unterbrink. In früheren Studien hatten die Freiburger Mediziner nachgewiesen, dass die Lehrergesundheit vor allem durch Aggressivität im Klassenzimmer gefährdet ist. „Lehrer", so Bauer, „müssen nicht nur ihr Fach beherrschen, sondern auch die Kunst der Beziehungsgestaltung." Dafür seien sie oft nicht hinreichend ausgebildet. „Da wir aus der Stressforschung wissen, dass zwischenmenschliche Stressoren zu biologisch-körperlichen Erkrankungen führen können, war unser Ansatzpunkt, die Lehrergesundheit dadurch zu schützen, dass wir die Beziehungskompetenz von Lehrkräften stärken", so Bauer. Dieser Ansatz hat sich jetzt als erfolgreich erwiesen.

Das Lehrkräfte-Coaching nach dem Freiburger Modell folgt einem Manual und umfasst zehn Sitzungen. Entwickelt haben es die Freiburger Mediziner im Rahmen des von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) geförderten, inzwischen abgeschlossenen Projektes „Lange Lehren". Bisher unklar war, ob das Coaching-Programm tatsächlich in der Lage ist, objektive Gesundheitsparameter bei Lehrern zu verbessern. Die jetzt publizierte randomisiert-kontrolliert durchgeführte und damit höchsten wissenschaftlichen Standards entsprechende Studie zeigt nun eine signifikante Verbesserung bei stressbedingten, medizinisch relevanten Gesundheitsbeschwerden.

Die Ergebnisse der Freiburger Mediziner fanden bereits die Beachtung des baden-württembergischen Kultusministeriums. Auf einem bildungspolitischen Forum in Freiburg am 8. Mai 2010 hat die neu bestallte Kultusministerin Marion Schick öffentlich mitgeteilt, das Freiburger Programm zu einem Teil der von der Landesregierung geplanten Maßnahmen zum Schutz der Lehrergesundheit machen zu wollen. (red)