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Desire Bouterse, Ex-Diktator

Foto: Reuters/Abhelakh

Paramaribo/Surinam - Aus der Parlamentswahl in Surinam ist das Parteienbündnis eines früheren Militärdiktators und verurteilten Drogenschmugglers als stärkste Kraft hervorgegangen. Laut der am Mittwoch veröffentlichten Wahlergebnisse gewann die Koalition von Desire Bouterse 23 der 51 Parlamentssitze in dem südamerikanischen Land. Damit feiert der früherer Herrscher, der bereits von 1980 bis 1987 das Land regierte, sein politisches Comeback.

Der Präsident der Republik Surinam wird laut Verfassung durch eine Zweidrittelmehrheit des Parlaments bestimmt. Da keine Fraktion die nötigen Stimmen hat, um den Präsidenten im Alleingang zu bestimmen, müssen sie sich auf einen Kandidaten einigen. Bouterses Nationale Demokratische Partei (NDP) war vor der Wahl mit 15 Sitzen die größte Oppositionspartei. Die Regierungskoalition der Neuen Front erreichte nun 14 Parlamentssitze. Präsident Ronald Venetiaan, der von vorneherein keine dritte Amtszeit anstrebte, sagte, seine Partei werde nicht mit der NDP zusammenarbeiten, solange sie von den dem früheren Diktator geführt werde.

Wegen Kokainschmuggels verurteilt

Nach Angaben von Beobachtern der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) sind die Wahlen friedlich und ohne Unregelmäßigkeiten verlaufen.

Fünf Jahre nach der Unabhängigkeit Surinams von den Niederlanden übernahm Bouterse 1980 die Herrschaft. Auf internationalen Druck hin, trat er 1987 zurück, kam 1990 aber noch einmal kurz an die Macht. 1999 wurde er von einem niederländischen Gericht wegen Kokainschmuggels verurteilt. Die elfjährige Haftstrafe musste er nicht antreten, weil beide Länder die Auslieferung ihrer Staatsbürger aneinander verweigern.

In Surinam ist Bouterse zusammen mit elf weiteren Beschuldigten angeklagt, in die Ermordung von 15 bekannten Oppositionspolitikern im Jahr 1982 verwickelt zu sein. Er bestreitet jede Mitwirkung, übernahm jedoch 2007 öffentlich die politische Verantwortung für die Morde. Der Prozess vor einem Militärgericht soll im Juni fortgesetzt werden. (APA/apn)