Düsseldorf - Der deutsche Stahlhändler Klöckner & Co will sich durch weitere Zukäufe in Europa und Nordamerika breiter aufstellen. Ziel sei es, die Reichweite in Regionen zu erhöhen, in denen KlöCo nicht tätig oder nur schwach vertreten sei, sagte Vorstandschef Gisbert Rühl am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Düsseldorf. Der Konzern wolle sich durch Produkte und Dienstleistungen mit höheren Margen zudem mittelfristig unabhängiger von der Stahlpreisentwicklung machen.

Seit dem Börsengang 2006 hat KlöCo 20 Unternehmen in Europa und Nordamerika übernommen. Nach einer Zurückhaltung während der Wirtschaftskrise hatte der Konzern wieder auf Expansion umgeschaltet und mit der Becker Stahl-Service Gruppe die größte Akquisition seit dem Börsengang gestemmt. KlöCo ist in gut einem Dutzend europäischen Ländern sowie in den USA vertreten. "Chancen sehen wir darin, dass Wettbewerber finanziell und bilanziell nicht so gut aufgestellt sind wir", sagte Rühl.

Langsame Erholung

Nach dem Einbrüchen 2009 mit einem Verlust von 186 Mio. Euro sieht sich KlöCo langsam wieder auf Kurs. Der Start in das zweite Quartal sei sehr zufriedenstellend gewesen. Rühl bekräftigte, dass das Ergebnis des zweiten Quartals erheblich über dem ersten liegen werde. Im Gesamtjahr werde das operative Ergebnis deutlich positiv sein. Sorge bereite ihm der Druck auf die Preise durch die zuletzt stark gestiegene Produktion. "Der Preisverfall wird sich insgesamt aber aus unserer Sicht in Grenzen halten, da die hohen Rohstoffkosten und auch die niedrigen Lagerbestände einen gewissen Boden bilden."

Die Stahlindustrie mit deutschen Branchengrößen wie ThyssenKrupp und Salzgitter hatte während der Krise zahlreiche Hochöfen stillgelegt. Die wurden aber inzwischen wieder in Betrieb genommen. Unklar ist jedoch, inwieweit die anziehende Nachfrage nicht nur daraus resultiert, dass die Kunden ihre Lager wieder auffüllen. Der KlöCo-Chef äußerte sich skeptisch. "Ein deutliches Anziehen des realen Stahlverbrauchs erwarten wir in diesem Jahr nach wie vor noch nicht, auch wenn die Erholung der Automobilindustrie sowie des Maschinen- und Anlagenbaus derzeit schneller voranschreitet als erwartet." (APA/Reuters)