Wien - Reformfreude zeigt Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) nicht nur im schulischen Bereich: Auch bei der Ärzteausbildung wünscht sich Karl Neuerungen. Die Wissenschaftsministerin hatte am Wochenende im ORF ihre Forderung nach der Abschaffung des dreijährigen Turnus wiederholt. Stattdessen sollen die Studierenden durch ein Praxisjahr während des Studiums fit für den Arztberuf werden.

Turnus deutlich verkürzen

Weitere Kernpunkte der angedachten Reform: Mit einer Teilapprobation nach diesem praktischen Jahr am Ende des Studiums könnten Medizin-Absolventen in bestimmten Bereichen gleich nach Abschluss ihres Studiums eigenverantwortlich arbeiten. Derzeit dürfen sie das erst nach dem Turnus.

Unterstützung bekommt Karl von Ärztekammerpräsident Walter Dorner. Er wünscht sich zur Abschaffung des Turnus eine fünfjährige Weiterbildung zu einem neuen Spezialfach Allgemeinmedizin dazu.

Aber nicht die gesamte Ärztekammer steht hinter Karl: Die Niederösterreich-Fraktion erteilte Karls Plänen gegen den Turnus eine Absage.

Stöger ablehnend

"Es geht darum, dass die Ärzte auch praktisch gut ausgebildet sind", heißt es auch aus dem Gesundheitsministerium. Eine Teilapprobation lehnt Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) ab.

Wolfgang Schütz, Rektor der Medizinischen Universität Wien, bezeichnet die Turnus-Ausbildung wiederum als "nicht sehr hochwertig". Schütz plädiert deshalb wie Karl für ein "intensiv-praktisches Jahr". (Gerda Mackerle/DER STANDARD-Printausgabe, 26.5.2010)