Wien - Wie gesund sind Rauchverbote? Schon kurzfristig extrem wirksam gegen Herzinfarkte, sagen Kardiologen. Allerdings gibt es auch offizielle Statistiken, die die Vorteile etwas relativieren.
Um 21 Prozent ging in Island die Zahl der Herzprobleme bei Nichtrauchern nach der Einführung der Rauchverbote an öffentlichen Orten im Jahr 2007 zurück, zeigt eine im Vorjahr beim Europäischen Kardiologenkongress präsentierten Studie.

Konkret wurden verglichen, wie viele Menschen in den fünf Wochen vor und in den fünf Monaten nach dem Rauchverbot mit akuten Herzbeschwerden ins Krankenhaus kamen. Bei den Männern, die 75 Prozent der Patienten ausmachten, waren es vor dem Verbot 157 Betroffene, danach 124 Personen.

Für Studienleiter Thorarinn Gudnason von der Universität Reykjavik ist die Schlussfolgerung klar: Ein allgemeines Rauchverbot könnte weltweit Leben retten, ohne große Investitionen oder Nebenwirkungen wie für medizinische Therapien zu benötigen. Das gilt allerdings offenbar nur für Männer: Die Studie zeigte, dass sich bei Frauen praktisch nichts verändert.

In Irland, das als erstes EU-Land schon im März 2004 strenge Antitabakgesetze erlassen hat, ist man im Gesundheitsministerium etwas vorsichtiger mit der Beurteilung kurzfristiger Effekte. Eine klare Auswirkung würde sich erst Jahre später zeigen, sagt man im Gesundheitsministerium.

Denn die Zahlen, die Pressesprecher Martin Woods vorlegt, scheinen die isländische Studie nicht unbedingt zu bestätigen. Die Zahl der Herzinfarkte in ganz Irland ging zwischen 1998 und 2008 zwar um 5,4 Prozent zurück. Die Zahl der Herzerkrankungen insgesamt ist im selben Zeitraum allerdings um 2,9 Prozent gestiegen. Interessant dabei: Zwischen 2006 und 2008 ist die Zahl der Erkrankungen in Irland sogar leicht angestiegen, während sie in den EU-15-Staaten weiter gesunken ist. "Ein Rückgang würde sich nicht unbedingt sofort nach einem Rauchverbot zeigen", meint Woods.
 (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 26. Mai 2010)