Sanaa - Jaber al-Shabwani, der Vize-Gouverneur der jemenitischen Provinz Marib (Ma'rib) ist bei einem Luftangriff gegen Aufständische getötet worden. Zusammen mit Shabwani starben nach Angaben aus Stammeskreisen fünf seiner Leibwächter. Augenzeugen berichteten, nach dem Angriff in Marib sei es in dem Gebiet, das östlich der Hauptstadt Sanaa liegt, zu heftigen Gefechten zwischen Soldaten und Angehörigen des Stammes des Getöteten gekommen. "Es ist wie Bürgerkrieg", sagte einer von ihnen.

Die Protestierenden griffen auch eine Pipeline an, durch die Rohöl von der Provinz Marib an die Küste des Roten Meeres transportiert wird. Auch die Straße, die von Marib in die Hauptstadt Sanaa führt, ist blockiert.

Vermittler wollte Al-Kaida-Anführer zur Aufgabe bewegen

Der Luftschlag galt den Angaben zufolge einem Bauernhof, in dem der Al-Kaida-Anführer Mohammed Said bin Jaradan lebt. Er sei nicht verletzt worden, hieß es. Die Stammesbrüder des Vize-Gouverneurs erklärten, Al-Shabwani habe Bin Jaradan in dessen Bauernhof aufgesucht, um ihn dazu zu bewegen, sich den Behörden zu stellen. Diese Version konnte von unabhängiger Seite jedoch nicht bestätigt werden.

Einige Beobachter vermuten, dass der Vize-Gouverneur, dessen Bruder der mutmaßliche Al-Kaida-Terrorist Ajidh al-Shabwani ist, mit den Terroristen unter einer Decke steckte. Unklar blieb auch, ob die jemenitische Luftwaffe den Angriff ausgeführt hat oder die US-Armee, die bereits früher eigenständig Jagd auf mutmaßliche Terroristen im Jemen gemacht hatte. Auf einer oppositionsnahen Nachrichten-Webseite war zu lesen, dass der Luftangriff von einer Drohne ausgeführt wurde. Die jemenitische Luftwaffe verfügt über keine unbemannten Flugzeuge.

Ein anderer Stamm hatte am Montag westlich von Sanaa ein amerikanisches Ehepaar entführt, um einen inhaftierten Stammesangehörigen freizupressen. Nach inoffiziellen Angaben aus Sanaa wird über die Freilassung der Touristen, die laut Stammesführern im Bezirk Al-Hajman festgehalten werden, verhandelt. Die US-Regierung geht nicht davon aus, dass diese Entführung durch den Al-Shirda-Stamm einen terroristischen Hintergrund hat. (red/APA)