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Anneliese Rothenberger

Foto: APA

Konstanz – Es war jene übersichtliche Zeit, da sich noch sinnvoll von einem einheitlich-sesshaften Fernsehpublikum sprechen ließ, jene 1970er-Zeit, als das öffentlich-rechtliche Fernsehen keine Störungen durch Massen von Privatsendern zu erdulden hatte und Unterhaltungssendungen wie Was bin ich?, Dalli Dalli und die Peter Alexander Show das Maß aller Quotendinge waren.

Auch die deutsche Kammersängerin Anneliese Rothenberger, 1926 in Mannheim geboren, war in diesem Bereich ein beachtlicher TV-Faktor. Ihre Sendungen wie Anneliese Rothenberger gibt sich die Ehre oder Traumland Operette erreichten durchaus ein Millionenpublikum. Und natürlich gastierte Rothenberger auch bei den lieben Kollegen – mit Peter Alexander gab es in dessen Show einige musikalisch-szenische Momente im Dienste operettenhaft-idyllischer Weltsicht.

Dass Rothenberger zum Fernsehstar werden konnte, verdankt sie allerdings der Opernbühne, also ihrer ersten und internationalen Karriere. Als lyrischer Sopran war Rothenberger ein globaler Star, der vor allem mit Strauss- und Mozart-Partien reüssierte.

Nach ihrem Debüt am Stadttheater Koblenz wurde sie 1948 Ensemblemitglied der Hamburger Staatsoper, bis sie 1956 nach Düsseldorf wechselte und ein Jahr später nach Wien an die Staatsoper kam. 1952 war Rothenberger erstmals bei den Edinburgh-Festspielen zu Gast, es folgten die Salzburger Festspiele, 1960 die New Yorker Met und die Mailänder Scala. Rothenberger Repertoire umfasste natürlich auch das Operettenfach, das sie auch im Rahmen von Musikfilmen pflegte. So spielte sie bereits 1955 in der englischen Verfilmung der Fledermaus mit.

Anneliese Rothenberger ist am Montag in der Schweiz im Kantonsspital Münsterlingen gestorben. Sie wurde 83 Jahre alt. (toš, DER STANDARD/Printausgabe, 26.05.2010)