Nuschin Vossoughi leitet seit sieben Jahren das Theater am Spittelberg

Foto: Güler Alkan

Noch wird gewerkelt und gehämmert, ab Juli wird wieder wie gewohnt gesungen und gespielt

Foto: Güler Alkan

Wer dieser Tage an der Spittelberggasse im siebten Bezirk entlanggeht, wird auf Hausnummer 10 eine Baustelle vorfinden. Ein pinkfarbener Werbebanner weist darauf hin, was sich hinter dem Gerüst verbirgt und im Juli generalsaniert wieder zum Vorschein kommen wird: das Theater am Spittelberg.

Frau am Werk

Nuschin Vossoughi, Wienerin mit persischen Wurzeln, leitet das ehemalige Jura-Soyfer-Theater. Wie sie dazu gekommen ist? „In Wien muss man sich die Jobs selbst erfinden, es kommt niemand, der dich als Leiterin wahrnimmt und dir ein Haus zur Verfügung stellt, da kann man lange warten", erklärt Vossoughi schmunzelnd. Dabei hat sie schon dreißig Jahre Erfahrung in der Kultur- und Theaterszene hinter sich, zehn Jahre davon am Wiener Metropol.

Vossoughi ist nicht nur als Direktorin am Spittelberg tätig, sondern organisiert auch außergewöhnliche Kulturveranstaltungen wie die internationale A-Capella-Konzertreihe "Voicemania" oder das Wienerliedfestival "Rosenstolz", das im legendären Wiener Konzert-Cafe "Schmid Hansl" stattfindet. Als langjährige Festivalleiterin mit "abenteuerlustigen Ideen" ist ihr aufgefallen, dass bei den üblichen Festivalkonzepten immer Männer am Werk sind. "Da bin ich schon stolz auf meinen Zugang, der doch anders ist, als man erwartet", gibt sie zu.

Kultur im Sommer

Vor sieben Jahren hat Vossoughi das Spittelbergtheater übernommen und ein durchgehendes Sommerprogramm auf die Beine gestellt. Die Direktorin hat einen starken Bezug zum Wiener Lied und betrachtet das Theater als Wienerisches Haus. "Wiener Musik trifft mein Herz", sagt Vossoughi. Schwerpunkte des Spielplans sind neben der Wiener Musik, Kleinkunst, Weltmusik und Kindertheater.

Diese Nischen in der Wiener Kulturszene will Vossoughi weiterhin bedienen. Längerfristige Theatervorstellungen für Erwachsene plant sie nicht, denn "davon gibt's schon genug in Wien." Das Spittelbergtheater sei mittlerweile ein Familienhaus, dessen Programm Jung und Alt gleichermaßen bediene. Ein Konzept das aufgeht, rund 15.000 Zuschauer besuchen von Mai bis Oktober das kleine Theater.

Großer Andrang

Mit zunehmendem Erfolg und regem Andrang der Besucher nahm auch der Druck der Anrainer wegen Lärmbelästigung zu, "weil wir doch auf engstem Raum hier am Spittelberg sind", erzählt die Direktorin. Außerdem war das Haus nicht gedämmt, nur eines der sanierungsbedürftigen Punkte des alten Gebäudes: "Es hat reingeregnet, die Zuschauer saßen mit Schirmen im Saal." Sanitäranlagen waren nicht vorhanden, die Besucher mussten beim Gang auf die Toilette auf das gegenüberliegende Restaurant ausweichen.

Der Kampf um die Sanierung begann: "Ich habe mehr als drei Jahre gejammert", beschreibt Vossoughi ihr Ansuchen bei den zuständigen Behörden. Nach "jahrelangem Jammern", mithilfe der Unterstützung der Bezirksvorstehung und durch Intervention der Anrainer, wurde schließlich die Zusage erteilt. Die Zusammenarbeit mit dem Kulturamt und der MA 34, der Hausherrin des Theaters, funktioniere sehr gut, so Vossoughi.

Intime Atmosphäre

Die Direktorin freut sich schon auf die Wiedereröffnung des Hauses im Juli. Dabei stehen weniger bekannte Künstler als auch "große Namen" wie beispielsweise Ambros, Denk, Pluhar und Resetarits auf dem Programm. "Wir sind ein kleines Haus, mit kleinem Publikum und persönlichem Ambiente. Nach der Vorstellung rennen die Künstler nicht gleich von der Bühne, sondern bleiben noch und nehmen sich Zeit für Gespräche mit den Zuschauern. Diese hautnahe Bewunderung gefällt auch denjenigen Künstlern, die sonst vor zahlreichem Publikum und in größeren Häusern spielen", erklärt die Direktorin den Reiz des Spittelbergtheaters.