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Viele Verpackungen sind nur schwer zu öffnen.

Foto: AP/Christof Stache

Chemnitz - Die Verpackung von Produkten ist oft so gestaltet, dass sie vom Konsument kaum geöffnet werden kann. Das bestätigen nun Arbeitswissenschaftler um Frank Dittrich von der TU Chemnitz, die eine ganze Reihe von Verpackungen hinsichtlich ihrer Handhabung überprüften. "Verschiedene Produkte wie etwa Gurkengläser sind seit Jahr und Tag für viele Menschen ein Problem. Zweifelsohne gibt es bessere Lösungen, die zudem für Produzenten nachweisbar ein Wettbewerbsvorteil wären", erklärt Paul Leiber, einer der beteiligten Forscher.

Für immer eingeschweißt

Die Forscher kauften 35 Artikel aus verschiedensten Produktgruppen ein und baten Probanden im Alter von 57 bis 77 Jahren, diese zu öffnen. Nur jede dritte Verpackung konnte von allen geöffnet werden. Sieben Verpackungen wurden für ein Drittel der Personen zum unlösbaren Problem, allen voran ein eingeschweißtes Hefepäckchen, das bei 78 Prozent verschlossen blieb. Durchschnittlich waren die Probanden über 30 Sekunden mit dem Auspacken beschäftigt, bei einigen Produkten sogar 90 Sekunden. Bei manchen Getränkepackungen wurde das Ausgießen für 60 Prozent der Probanden zum Problem. Als Testpersonen wurden deshalb Senioren gewählt, da diese besonders sensibel für Verpackungen sind.

Verpackung entscheidet Kauf mit

Unterstrichen wurde diese wirtschaftliche Bedeutung in einer parallel durchgeführten Befragung. Für 40 Prozent entscheidet eine gebrauchstaugliche Verpackung den Kauf mit, so das Ergebnis. "Dabei geht es einerseits um das Öffnen und Wiederverschließen, andererseits um den Produktschutz - Öl wird etwa eher in braunen Flaschen gekauft, die es besser vor dem Ranzigwerden schützen - sowie auch um den Schutz des Kunden. Letzterer ist nicht gegeben, wenn sich etwa Mehl nach dem Öffnen in der gesamten Küche verteilt oder wenn man Instrumente braucht, mit denen man sich leicht verletzen kann", so der Experte für Produktergonomie.

Da sich Kunden bei Problemen mit Verpackungen in der Regel nicht an Hersteller oder Verkaufspersonal wenden, ist es laut Ansicht der Forscher ein teils nicht genutzter Wettbewerbsvorteil der Produzenten, wenn sie in Sachen Gebrauchstauglichkeit agieren statt nur reagieren. "Von Produkten, die auf die schwächeren Glieder der Gesellschaft ausgerichtet sind, profitieren alle. Die Regel heißt hier: Gestalte für die Alten und du schließt Junge ein. Gestalte für die Jungen und du schließt Alte aus", so Leiber. (pte)