Wien - Nach Ansicht des ehemaligen Finanzministers Karl-Heinz Grasser hätte die Europäische Union anstelle eines Milliarden-Hilfspakets zur Rettung des Euro einen Austritt Griechenlands aus der gemeinsamen Währung inklusive einen Schuldenverzicht aushandeln sollen. Dann hätte der Euro an Reputation und Glaubwürdigkeit gewonnen, meinte Grasser in einem Interview mit dem "WirtschaftsBlatt" (Dienstag). Das Hilfspaket sei der größte wirtschaftspolitische Fehler der Währungsunion, so der Ex-Minister.

Er, Grasser, hätte den Griechen gesagt: "Liebe Freunde, ihr verhandelt einen Schuldennachlass mit euren Gläubigern und ihr scheidet aus der Eurozone aus." Er sei erstaunt, wie schlecht Europa die Krise managt - und sprachlos über das 750 Mrd. Euro schwere Rettungspaket. Erster Kardinalfehler sei gewesen, "dass das Glutnest Griechenland so lange diskutiert wurde, bis das ganze Haus gebrannt hat bzw. brennt." Zweiter Fehler sei, "dass wir schlechtem Geld nun auch noch gutes nachschmeißen und die guten Länder das Geld ihrer Steuerzahler jenen schicken, die schlecht gewirtschaftet haben".

Eine Rückkehr in die Politik habe er nicht vor, so der Ex-Finanzminister: "Meine Lebensqualität ist jetzt viel höher". (APA)