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Soldaten in Kingston.

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Christopher "Dudus" Coke auf einer undatierten Archivaufnahme. Der Drogenboss soll an die USA ausgeliefert werden.

Foto: REUTERS/Jamaica Constabulary Force/Handout

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Polizeieinsatz in West Kingston am Montag.

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Kingston - Auch vier Tage nach der Verhängung des Ausnahmezustands hat die jamaikanische Regierung die Lage in der Hauptstadt Kingston nicht im Griff. Premierminister Bruce Golding sagte am Mittwoch früh, er erwäge, den in West Kingston geltenden Ausnahmezustand auch auf Stadtteile im nahen Spanish Town auszudehnen. Bisher war es den Sicherheitskräften trotz einer massiven Offensive nicht gelungen, den mutmaßlichen Drogenboss Christopher "Dudus" Coke festzunehmen.

Die USA verlangen die Auslieferung des Mannes, der sich mit seinen Anhängern in dem Stadtteil Tivoli Gardens verschanzt hatte. Nach Angaben von Golding ist die Zahl der Toten beim Kampf um Tivoli Gardens auf 44 gestiegen. Andere Quellen sprachen von nunmehr 49 Opfern, davon 44 Zivilisten. Nach Informationen von Rettungskräften kamen am Montag und Dienstag sogar mehr als 60 Menschen ums Leben. Die meisten Opfer waren demnach Zivilisten und Polizisten.

Armee und Polizei hatten am Montag mit dem Sturm auf Tivolis Gardens begonnen und waren dabei auf den erbitterten Widerstand bewaffneter Söldner und Anhänger Cokes gestoßen. 211 Personen wurden offiziellen Angaben zufolge festgenommen. Coke ist nicht unter ihnen.

Der Ausbruch der Gewalt hatte sich Ende der vergangenen Woche an der Entscheidung der Regierung entzündet, den gesuchten Drogenboss an die USA auszuliefern. Premierminister Golding, dem enge Verbindungen zu dem Unternehmer und Drogenhändler nachgesagt werden, hatte auf Druck Washingtons in der Hauptstadt einen für einen Monat geltenden Ausnahmezustand verhängt. Die Touristengebiete im Norden und Westen der Karibikinsel sind von den Unruhen nicht betroffen.

Golding drückte sein "tiefes Bedauern" über den Tod von Sicherheitskräften und "unschuldigen Bürgern" aus. Er versprach, dass die Sicherheitskräfte "Ordnung und Ruhe" wiederherstellen würden. In einer Rede im Parlament verteidigte er den Einsatz als "außergewöhnliche Antwort" auf eine "außergewöhnliche Herausforderung der Sicherheit" der Bürger. Vize-Polizeichef Glenmore Hinds sprach von einem "Krieg" gegen die Banden.

Am Dienstag war die Lage weiter außer Kontrolle geraten. Explosionen erschütterten das Wohngebiet, Rauchwolken standen über den Dächern. Die Polizeieinheiten traten in Kampfmontur auf, über der Stadt kreisten Hubschrauber. Die Polizei forderte die Einwohner der Hauptstadt auf, in ihren Häusern zu bleiben. Cokes Anhänger errichteten erneut Barrikaden aus Baumstämmen, Autos und alten Kühlschränken. Der mutmaßliche Drogenboss hat sich mit Jobs für Arme viele Freunde und Abhängige geschaffen.

Die USA wollen Coke den Prozess machen und fordern dessen Auslieferung. Das US-Justizministerium bezeichnete ihn als einen der "weltweit gefährlichsten" Drogenbarone. Coke soll seit 1990 einen international agierenden Drogenring namens The Shower Posse anführen, der laut US-Ermittlern Marihuana und Crack vor allem in den Großraum New York liefert. Im August war Coke in den USA angeklagt worden. Im Falle einer Auslieferung und Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.

Der Drogenhandel ist in Jamaika tief verwurzelt. Das Land ist der größte Marihuana-Produzent der Region. Das Land hat eine der höchsten Mordraten der Welt. Bei 2,8 Millionen Einwohnern gab es 1.660 Morde im Jahr 2009.  (APA/dpa/Reuters)