Da lacht der Fisch: Istanbul, zwischen Fleisch und Gmias.

Foto: Fidler

Dickste Pickel, das nehmen wir: Aber bitteschön, Experten vor, wie heißt der Fisch. Und kommen Sie mir nicht mit Ahmed oder Franz.

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Meze, nicht nur eine Augenweide im Babanin Yeri.

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Meze, südseitig.

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Das sollen wir nicht tun, fisch!

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Rotbarbe, sehr bemehlt, innen sehr gut.

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Das Dessert ging auf Haus. Und es war sehr, sehr, sehr süß. Die Vegetarierin hat's trotzdem weitgehend verputzt, wie unser Bild beweist.

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Und wenn es noch so schön war, man muss die Dinge doch zu einem Ende bringen. Loslassen können. Auch wenn's schwer fällt, je länger es dauert. Zum Beispiel Istanbul. Da fehlt unserer Rubrik "Schmeck's unterwegs" eindeutig noch ein Gang. Zwischen Fleisch (Goldener Darm am Goldenen Horn) und Fleischlosem (Cold Turkey, vegetarisch). Genau: Fisch. Einen Anlauf immerhin hatten wir hier ja schon zum Thema (Something awfully fishy). Aber dafür holten wir uns ja gleich einen Schippel Rüffel.

"Aber die eigentliche empfehlung, lassen Sie sich von einer/m türkIn, der/die auf essen steht, rumführen und nicht vom lonely planet." Riet mir cg76 nach meiner ersten Schmecks-Stippvisite in Istanbul, und sagen Sie nicht, ich höre nicht auf die Poster und Posterinnen. Ich hab's jedenfalls versucht, wie aufmerksame Leser schon vom goldenen Darm und vom Cold Turkey wissen.

Ich gebe gern zu, dass der Maler Ahmed Orhan, halb in Wien, halb in Istanbul zuhause, nicht gerade der Durchschnittstürke schlechthin ist. Aber Essen geht der Mann, scheint mir, schon ganz gern. Nicht weit, scheint mir auch, aber gut: Praktisch unter seinem Atelier ist das Cafe Simdi untergebracht, praktisch also, ihn und Kollegen Kemal Seyhan zu treffen. Zudem gibts, bei aller Wertschätzung dem türkischen Kaffee, dort auch eine formidable Espressomaschine.

Zwei Hauptspeisen für Fidler

Wohin essen? So schnell können wir gar nicht schauen, sind wir auch schon im rappelvollen Asmali Restaurant, das nicht nur Ahmet Cavit nennt, in der Asmalimescit Caddesi Nummer 16/D, mitten im Fressviertel in den Seitengassen von Beyoglus Istiklal. Und sitzen vor einem Schippel Meze-Teller für Fleischverweigerer, also zum Beispiel formidabler Melanzanicreme mit starker Räuchernote, Bohnensalat, Wildspargel mit viel Knoblauch, Mangold, Artischocken... Die Vegetarierin wirkt hoch zufrieden und praktisch satt, als Herr Orhan und ich richtig loslegen.

Drei Portionen Fisch für zwei alles andere als gerade große, aber ausgewachsene Männer gehen sich schon aus nach den paar Häppchen, finden wir. Ahmed nimmt den Steinbutt, ich kleineren Blaubarsch, gemeinsam noch gegrillte Sardinen (Hamsi), die unter dem Strich auch mir bleiben. Soll mir nichts Schlimmeres passieren.

Überall Ahmed

Ähnlich ergeht's mir mit Orhans zweitem Tipp, diesmal mit einer etwas lauten Gemeinde gelöster Damen reiferen Alters am Nebentisch. Im Yakup 2 (35 Asmalı Mescit Sokak), gleich gegenüber vom Cavit. Und als wir uns dann auf der Terrasse des Hotel Londra (abgedroschen, ich weiß, aber musste einmal sein) noch vom türkischen Mann einer Deutschen ein weiteres Lokal empfehlen lassen - wer sitzt grinsend an ihrem Tisch? Genau: Ahmed. Der schon wieder. Geht wirklich ganz gerne essen, scheint's. Auch im Refik, nur ein paar Ecken weiter (Asmalı Mescit Mah. Sofyalı Sk. 7-10-12).

Alles nicht gerade Geheimtipps, alles in Beyoglu, aber fischtechnisch absolut kein Fehler. Die gepökelten Sardinen (wenn ich mich noch richtig erinnere) im Yakup waren olfaktorisch eine Steilvorlage für die Vegetarierin, aber die trug auch das mit Fassung. Aber a propos Beyoglu...

Ab nach Fatih - leider ohne uns

Kommen Sie mir nur nicht mit Logik, schon gar nicht beim Essen. Nein, wir waren zu faul, zu krank, zu schwach, zu hungrig, whatever: Uns waren die obersuprigen Fischrestaurants im Stadtteil Fatih vieel zu weit, die uns Frau Andrea ans Herz legen wollte, wie aufmerksame und einigermaßen gedächtnisstarke Schmecks-Leserinnen schon wissen. Für die anderen der Link oben zum goldenen Darm und die Erinnerung: Daher das schöne Lahmacunchen auf Haus in Beyoglu, daher die schönen Gemüse, daher die etwas öden Nieren in Beyoglu.

Aber ein Ezzesgeber brachte uns dann doch noch raus aus dem Viertel. Fatih, unser STANDARD-Infografiker aus Istanbul, hatte uns eine Schifffahrt bosporusaufwärts nach Anadolu Kavagi empfohlen. Was ich der Vegetarierin so nicht verriet: Am Ziel unserer kleinen Reise hatte Fatih mir Unmengen Fischrestaurants angekündigt, bei deren Auswahl man ohnehin nichts falsch machen konnte.

Die dicksten Pickel

So ganz ohne Tipp oder Ratschlag brauchte der Fidler natürlich zwei Runden durch das Kaff, in dem garantiert mehr Kellner und Touristenkeiler arbeiten als Menschen wohnen. Wir entschieden uns praktisch für das letzte Eck, am Wasser, sah ganz gediegen aus. War sicher wieder einmal die teuerste Hütte am Platz, wie ich mich kenne (Präziser: Babanin Yeri, Yali Caddesi 13, Anadolu Kavagi). Jedenfalls hing der Plattfisch mit den dicksten Pickeln vor der Tür - siehe Aufmacherbild.

Fischrätsel, auch ohne Silberprinzessin

Bevor ich Dilettant mir das ohnehin schon etwas müde Hirn zermartere, ob mir noch der türkische Name des Fisches einfällt, den ich mir dann übersetzgoogeln könnte, oder ob ich gar ein Bild des blassen, pickeligen Tieres finde, dessen Oberfläche mich ja stark an stark gebleichte Nietengürtel aus den 1980-ern erinnert: Bitteschön, liebe kundige Userinnen und User, ist das ein Steinbutt? Ich zweifle. Eine Flunder? Gar eine Scholle? Danke!

Ist bestimmt so einfach, dass wir dafür nicht einmal die Silberprinzessin brauchen, die einst meine komplette, reichlich ratlose Diashow vom Tokioter Fischmarkt in Nullkommanichts sehr überzeugend benannte - nachzulesen und zu sehen hier.

Rot lieber ohne Akne

Gegessen hab ich den hässlichen Fisch dann doch nicht. Nach den wunderbaren Rotbarben im Doga Balik orderte ich auch hier Barbun, ohne zu bedenken, dass man mir die kleinen Dinger ordentlich gemehlt, fast aussebochn servieren könnte. Tat man. Fand ich, wie so oft, nicht artgerecht, die eigentlichen Fische unter Mehl und Fett waren aber schon sehr gut. Die vegetarischen Meze davor sowieso, und, ja, die fischigen erst.

Hoppla - war das Tunfisch, frag ich mich gerade beim Bildersuchen. Ich entschuldige mich gleich dafür. Immerhin: Der Dosentunfisch als Schnellgericht zurück in Wien ist vor Jahren schon durch Makrele ersetzt. Seither weiß die Vegetarierin immer gleich am Geruch in der Küche, ob ich schon da bin. Und geht sofort auf Blitzdiät.