Der neue Publisher im Blick.

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Auch OneNote wurde etwas überarbeitet.

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Microsofts SkyDrive mit passender Online-Applikation.

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Excel macht diesmal (fast) alles besser.

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Der Kalender von Outlook 2010 funktioniert einwandfrei.

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Vor allen Dingen unter Word sind nun umfangreiche Möglichkeiten zur Bildbearbeitung gegeben.

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Die Backstage-Oberfläche von Office 2010.

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Microsoft Office 2010 ist für Privatkunden ab 15. Juni verfügbar. Die Software wird in unterschiedlichen Versionen angeboten. Für die Home & Student Version werden zwischen 109 und 139 Euro fällig, das Home & Business Paket kostet 249 bzw. 379 Euro und die Professional-Edition schlägt mit 499 oder 699 Euro zu Buche. Käufer können die auf einigen Fertig-PCs und Notebooks vorinstallierte Starter Edition upgraden, und damit bis zu 200 Euro sparen, oder auf die herkömmliche Version zurückgreifen. Auch soll es eine Academic-Edition für Forschung und Lehre, darunter auch Studenten, für 109 Euro geben. Die beiden Home-Varianten beinhalten jeweils Word, Excel, PowerPoint und OneNote, zweiteres bringt des Weiteren den Email-Client Outlook mit sich. Die Professional Edition wurde vom WebStandard getestet, diese bietet zusätzlich Microsofts Publisher sowie Access, und gleicht im Funktionsumfang der Academic-Version. Alle Ausgaben werden sowohl als 32- als auch 64-Bit-Versionen angeboten.

Von Microsofts Office 2010 gibt es erstmals auch eine kostenlose Ausgabe. Die sogenannte Starter Edition liegt künftig den allermeisten Neu-PCs bei und beherrscht einen Großteil der Aufgaben, die man als Privatanwender typischerweise erledigt. Die kostenlose Starter Edition blendet allerdings Werbung ein und beherrscht keine Profi-Funktionen wie automatisch gepflegte Literaturverzeichnisse oder das Ausführen spezieller Makros.

Online-Offices

Erstmals gibt es bei Microsoft auch Office-Programme, die nicht installiert werden müssen, sondern im Internet-Browser laufen - ebenfalls kostenlos. Die "Web-Apps" können beinahe so viel wie Word, Excel und PowerPoint auf dem heimischen PC. Nutzer dürfen Dokumente auf Microsoft-Servern ablegen und für andere freigeben, etwa für die Zusammenarbeit in einem Team. Damit macht der Softwarekonzern Google Docs erstmalig ernstzunehmende Konkurrenz. Das Google-Service bietet neben der Bearbeitung von Texten und Tabellen nun auch die Möglichkeit zur direkten Bildbearbeitung. Beide Dienste haben den Vorteil, dass die Dateien von überall aus verfügbar sind, da sie sich auf den Servern von Microsoft und Google befinden. Gleichzeitig bedarf es keiner aufwändigen Installation einer Software-Suite, was zu einer plattformübergreifenden Kompatibilität führt.

Open Office

Eine echte Alternative für intensive Office-Nutzer liefert Open Office. Die Suite bietet neben einem Schreib- und Tabellenkallkulationsprogramm auch Software zum Zeichnen oder Erstellung von Präsentationen. Das freie Office-Paket beherbergt außerdem einen umfangreichen Editor und ein Programm zur Nutzung von Datenbanken. Innerlich gleichen sich die Programme von Microsofts Office und Open Office weitestgehend. Microsoft bietet zwar neben einer intuitiveren Benutzeroberfläche ein paar Features mehr, Open Office - mittlerweile in Version 3.2.1 erhältlich - kostet dafür nichts.

Backstage

Der Softwarekonzern hat sich bei der Gestaltung des Office-Updates sichtlich Mühe gegeben, und so sehr es manch einem geübten Office-Nutzer aufstoßen mag, so sinnvoll erweist sich auch die Beibehaltung des Office Buttons im linken, oberen Eck. Der ehemals bunte, runde Knopf wurde aber nun in "Datei" umbenannt, sodass sich auch Neulinge schnell zurecht finden. Die darunter befindliche Anordnung ist sinnvoll und übersichtlich, mitunter lassen sich im Menü erstellte Dokumente verschlüsseln oder durchsuchen, aber auch regelmäßig gespeicherte Vorversionen des jeweiligen Dokuments sind dort zu finden. Selbst wenn man eine Datei noch garnicht gespeichert hat, erstellt das jeweilige Programm eine Sicherungskopie. Diese bleibt vier Tage am Computer gespeichert, bis sie wieder automatisiert gelöscht wird. Abgesehen von der programmübergreifenden Menüführung bringt Word 2010 auch eigene neue Features, zu den auffälligsten gehören OpenType und neue Bildbearbeitungsoptionen. 

Das neue Word

Bei OpenType handelt es sich um diverse neue Schriftarten im Programm, welche sich je nach Anordnung der Buchstaben unterschiedlich formen. Besonders haben im Test die Möglichkeiten zur Bildbearbeitung überzeugt. Nun lässt sich etwa bei Fotos von Personen oder Gebäuden mit einem Mausklick der komplette Hintergrund entfernen, auch Filterfunktionen im Stile von Photoshop beherrscht das Schreibprogramm nun. Etwaige Fotos lassen sich mithilfe der Bildtools auch in bestimmte, vorgegebene oder frei gestaltbare Formen zwängen und anschließend mit Text versehen.
Eine weitere Neuerung ist die Möglichkeit der gleichzeitigen Bearbeitung eines freigegebenen Dokuments durch mehere Benutzer. Während eine Person an einer gewissen Stelle schreibt ist dieser Bereich für die andere gesperrt. Möchte dann einer den Beitrag des anderen kommentieren oder hat eine Frage dazu, so muss lediglich der Mauszeiger über den aktuellen Beitrag bewegt werden und schon erscheint ein Fenster zur Kontaktaufnahme. Dann kann der User entweder via Email, Instant Messaging oder auch Online-Telefonie á la Windows Live Kontakt aufnehmen. Diese Funktion bietet nicht nur das Business-Paket und hat nichts mit Microsofts SharePoint zu tun.

Auch bei der alleinigen Bearbeitung eines Dokuments greift Microsoft einem mit einer Vorschau-Funktion unter die Arme. Möchte man etwa kopierten Text einfügen, sieht man zuerst eine Live-Vorschau, wie das Dokument nach dem Einfügen aussehen wird. Ein praktisches Feature das Nutzer von Office 2007, im Zuge der Schriftauswahl, bekannt vorkommen dürfte. Besagte Funktion  beherrschen auch Outlook, Excel, PowerPoint und der Publisher.

Zu guter Letzt hat Microsoft auch etwaige Sicherheitsbedenken 'lebendiger‘ Dokumente aus dem Weg geräumt. Lädt man nun ein Dokument beispielsweise aus dem Internet, in dem sich Makro-Elemente beziehungsweise Online-Videos et cetera befinden, so öffnet das Schreibprogramm dieses automatisch in einem abgesicherten Modus. Dadurch ist es für Viren oder Trojaner nicht möglich sich im System einzuschleusen. In besagtem Modus lässt sich das Dokument uneingeschränkt lesen und durchsuchen, um es aber bearbeiten zu können muss die abgesicherte Ansicht manuell verlassen werden.

Excel

Dass kleine Änderungen viel bewirken können zeigen die Entwickler bei dem Tabellenkalkulations-Programm Excel. Von nun an ist es möglich Mini-Diagramme in einzelne Zellen zu stecken, so verlieren Betrachter eines Excel-Dokuments nicht die Übersicht, indem sie erst umständlich zu dem großen Diagramm blättern müssen. Trends lassen sich so mit dem "Sparkline" genannen Feature deutlich einfacher darstellen.
Excel 2010 hat in der 64-Bit-Version auch deutlich an Geschwindigkeit dazu gewonnen, dies zeigt sich allerdings erst ab Dateigrößen von mehr als zwei Gigabyte.

PowerPoint

Das größte Augenmerk fällt bei PowerPoint 2010 auf die Videobearbeitung, Clips (darunter auch H.264, AVI und MOV) lassen sich direkt in der Präsentation bearbeiten und zurecht schneiden - ausgenommen Webvideos. Dadurch ist es beispielsweise möglich Farbkorrekturen vorzunehmen, auch lassen sich Videos um ihre eigene Achse drehen oder mit Triggern versehen. Es bieten sich viele Optionen, so auch bei der Bildbearbeitung. Leider bleibt das Ausschneiden von Hintergründen aber ausschließlich Word vorbehalten.

Der Backstage-Bereich bietet einiges, unter anderem findet sich dort die Option "Bildschirmpräsentation übertragen". Diese speichert eine Kopie der Präsentation und weist dieser eine URL zu, diese kann dann von jedermann abgerufen werden. Oder aber man verwandelt seine Präsentation in ein allgemein zugängliches Video.

Outlook: so machen Emails Spaß

Um stets Übersicht bewahren zu können steht neben dem Erstellen von zahlreichen, unterschiedlichen Regeln auch die Option zu Verfügung, Gespräche in Threads einzuordnen. Outlook erkennt hierbei (meist) zusammenhängende Gespräche per Email und ordnet diese entsprechend in Reihe. In den meisten Fällen hat dies auch funktioniert, kam es aber einmal zu einer fehlerhaften Darstellung so ließ sich diese nicht manuell beheben. Ungewollte Nachrichten verbleiben so leider zusamenhangslos im Verlauf.

Web 2.0 Atmosphäre bringt Microsoft mit dem Connector für soziale Netzwerke, dieses Add-In ermöglicht die Anzeige von Informationen und Details über Bekanntschaften aus sozialen Netzwerken. Das Feature funktioniert zur Zeit allerdings ausschließlich für Googles Dienst LinkedIn und MySpace. Eine Facebook- und Windows-Live-Erweiterung wurden allerdings in Aussicht gestellt.

Neuerungen für OneNote

Mit Office 2007 ist es Microsoft gelunen das Notizbuch als festen Bestandteil der Office-Suite zu etablieren. Darin lassen sich Bilder, Videos oder auch Audionotizen X-beliebig einfügen, anordnen und in ansehnliche Gestalt bringen. Auch können etwa Vorträge mit einem Mikrofon aufgenommen werden, während man sich selbst Notizen dazu macht. Ebenfalls ist es möglich einzelne Notizblätter- und blöcke untereinander zu verlinken.
Um wichtige Stichwörter zu finden gibt es die Suchfunktion, diese hinterlegt das gesuchte Wort mit gelber Farbe. Leider erweist sich diese Funktion, wie auch unter Word, als umständlich. Denn klickt man auf die gewünschte Stelle um sie zu bearbeiten schließt sich das Suchfenster automatisch und man muss eine neue Suche starten.

Publisher

Abseits der bereits vorgestellten Bild- und Textbearbeitungsmtehoden lassen sich in Microsofts Publisher erstellte Veröffentlichungen nun eine ganz eigene Note verpassen. Templates mit eigenem Namen und Firmenlogo lassen sich in wenigen Minuten erstellen und dann als Vorlage nehmen, so spart man sich die manuelle Hintergrundgestaltung jeder einzelnen Seite. Die weiteren Bearbeitungsmöglichkeiten sind im Gegensatz zu Word zwar etwas eingeschränkt, dafür funktioniert die Druckvorschau - wie auch unter Excel - besser. Access hat keine für Privatnutzer nennenswerten Änderungen erfahren.

Fazit

Diesmal haben Microsofts Entwickler fast alles richtig gemacht, die Programme haben größtenteils an Geschwindigkeit dazu gewonnen, eine Performance-Verbesserung nach erster Einübung ist in allen Applikationen - dank Backstage - festzustellen. Besonders gut gefiel im Test die vielfältige Möglichkeit der Bild- und Videobearbeitung, warum aber nur unter Word sämtliche Tools zur Bildbearbeitung enthalten sind, bleibt ein Rätsel. Ebenso hätte Microsoft die Suchfunktion, wenn nun auch schneller, weniger umständlich gestalten sollen - so geschehen in OneNote oder Word. Überzeugen konnte auch die stärkere Web-2.0-Anbindung, wie Outlook mit dem Connector für soziale Netzwerke, aber auch die direkte Verbindung mit den hauseigenen Live-Services. Gleichzeitig stellt sich aber auch die Frage, ob sich ein Umstieg - etwa von älteren Office-Versionen- auch tatsächlich lohnt. Das neue Office kostet zwischen 140 und 380 Euro für Privatanwender, und bis zu 700 Euro für Unternehmen. Die neuen Funktionen sind an einer Hand abzuzählen und um eine vollwertige Office-Version samt Outlook zu erhalten, werden für Nutzer mindestens 250 Euro fällig. Wer auf verbesserte Bild- und Videobearbeitungsfunktionen, sowie die neuen Darstellungsmöglichkeiten unter Excel verzichten kann, darf das Update ruhigen Gewissens auslassen.

Abseits des kostenpflichtigen Microsoft Office finden sich auch zahlreiche kostenlose Alternativen. Mit Open Office etwa lässt sich ein Großteil der Aufgaben bewältigen, aber auch die Online-Office-Programme von Microsoft und Google bieten eine Vielzahl an Features. Die Bearbeitung und das Erstellen von Word-, Excel-, OneNote- und PowerPoint-Dateien ist in eingeschränktem Umfang auch damit möglich. Google bietet mit Google Docs ähnliche Anwendungen. Außerdem lassen sich mit Google Docs sogar Bilder online bearbeiten. Damit stellen die Web-Office-Angebote eine echte Alternative zu Desktopversionen dar und können außerdem auf jedem Computer, ohne Installation, sofort genützt werden. Wer hin und wieder einen Text verfasst oder eine Tabelle erstellt wird sich auch damit zufrieden geben. (Patrick Drexler, derStandard.at, 12.6.2010)