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Die zunehmende Eintiefung der Donau östlich von Wien lässt das Gebiet des Nationalparks Donau-Auen austrocknen (Archivbild vom August 2006).

Foto: APA/KOVACS

Wien - Trotz regelmäßiger Zugabe von Kies tieft sich die Donau östlich von Wien weiterhin erheblich ein. Laut einer Untersuchung des Instituts für Wasserwirtschaft, Hydrologie und konstruktiven Wasserbau der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien sind in den Jahren 2006 bis 2009 auf der gesamten Strecke bis zur slowakischen Grenze ca. 635.000 Kubikmeter Material verloren gegangen. Die Ergebnisse wurden beim Flussbausymposium Donau am Freitagabend in Wien präsentiert.

Schwund des Materials der Stromsohle

Hauptursachen für die Eintiefung der Fließstrecke zwischen Wien und Hainburg sind die Donauregulierung und die Kraftwerke. Durch den Strom wird laufend Material - vor allem Kies - flussabwärts geschwemmt, von oben kommt - bedingt unter anderem durch die Barriere der Kraftwerke - aber nichts nach. Das Problem ist lange bekannt, die Kraftwerksbetreiber sind deshalb auch verpflichtet, Kies unterhalb des Kraftwerks Freudenau zuzugeben.

"Rund 800.000 Kubikmeter an Kies wurden der Donau in den Jahren 2006 bis 2009 flussab des Kraftwerks Freudenau künstlich zugeführt", erklärte dazu Boku-Professor Helmut Habersack. Damit werde das Flussbett auf den ersten zehn Kilometern flussab von Freudenau wie vorgesehen langfristig stabilisiert. Dennoch habe sich insgesamt während des Beobachtungszeitraums auf der Gesamtstrecke ein deutlicher Schwund des Materials der Stromsohle ergeben.

Datenermittlung

Ermittelt wurden die Daten mittels mehrerer Methoden. So fanden einerseits regelmäßige Echolot-Befahrungen der Donau statt. Andererseits wurden auch eigens entwickelte, sogenannte Geschiebefänger eingesetzt. Dabei fangen sich stromab bewegende Körner in Metallkörben an der Stromsohle. Weiters registrierten automatische Ultraschallgeräte die sich bewegenden Steine. Ein besonderer Teil der Erhebungen war der Einsatz von Kunststeinen, die mittels Telemetrie von einem Boot aus verfolgt wurden. Es zeigte sich, dass die Steine im Flussbett der Donau pro Jahr etwa drei Kilometer transportiert werden.

Probleme für die Au

Die trotz der Kieszugabe fehlenden 635.000 Kubikmeter ergeben laut den Berechnungen der Wissenschafter eine durchschnittliche Eintiefung von 1,9 Zentimetern pro Jahr. Ohne die Zugabe von Kies wären es jährlich sogar 4,2 Zentimeter. "Die Eintiefung bringt über die Jahre mehrere Probleme", erklärte Habersack. So trocknet das Gebiet des Nationalparks aus. Der Charakter der Au mit regelmäßigen Überschwemmungen geht zunehmend verloren, weil der Wald den Kontakt mit der immer tiefer liegenden Donau verliert.

Das gefährde auch den Grundwasserspiegel in der Gegend und - nicht zuletzt - den Hochwasserschutz. Durch die Eintiefung können nämlich Ufersicherungen unterspült werden, bei Hochwasser ist dann die Stabilität gefährdet. Besonders dramatisch wird die Sache, wenn der durchschnittlich nur einige Meter mächtige Schotterkörper unter der Donau regional komplett weggespült wird. Im feineren, darunterliegenden Material beschleunigt sich die Eintiefung um ein Vielfaches.

Neuer Lösungsansatz

"Um der Sache entgegenzuwirken, könnte man natürlich noch mehr Material zugeben, was aber insgesamt kostenintensiv und gesamtökologisch nicht nachhaltig ist", so Habersack. Nun wollen die Wissenschafter einen anderen Ansatz wählen und die Stromsohle mit gröberem Material von vier bis sieben Zentimeter beschicken. Derzeit befindet sich dort Kies mit geringeren Korngrößen von durchschnittlich etwa zwei bis drei Zentimetern. Dazwischen finden sich auch jetzt schon größere Brocken von bis zu 15 Zentimeter.

Laut Modellen und Berechnungen sollte die Beschickung der Sohle mit dem gröberen Material den Export von Material in Richtung Slowakei auf 30.000 bis 40.000 Kubikmeter pro Jahr verringern. Unter vergleichbaren natürlichen Bedingungen ist die Methode allerdings noch nicht erprobt. Im Herbst startet daher ein Versuch auf einer drei Kilometer langen Strecke der Donau. (APA)