Berlin - Dämpfer für die deutsche Industrie: Ihr Wachstum hat sich im Mai zum ersten Mal seit 15 Monaten wieder verlangsamt. Der Einkaufsmanagerindex sank um 3,2 auf 58,3 Punkte, wie das Markit-Institut am Freitag zu seiner Umfrage unter 500 Unternehmen mitteilte. Das war der erste Rückgang seit Jänner 2009. Danach war das Barometer kontinuierlich bis auf den Rekordwert von 61,5 gestiegen. "Das ist ein wenig besorgniserregend", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Wir sehen zum ersten Mal, dass sich die Schuldenkrise auf das Wirtschaftswachstum auswirkt." Die ständigen Negativschlagzeilen über den Euro würden die Verbraucher verunsichern.

Von Reuters befragte Analysten hatten erwartet, dass sich das Barometer auf dem im April erreichten Rekordniveau hält. Trotz des Rückgangs blieb der Index aber klar über der Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird. Der Aufwärtstrend wurde vor allem von der langsamer wachsenden Produktion gestoppt. Dieser Teilindex sank von 66,9 auf 58,7 Zähler. Williamson zufolge bauen die Unternehmen ihre Lager nicht mehr so stark auf, was die Produktion bremste.

Auch bei den Dienstleistern hat die Dynamik nachgelassen. Hier sank der Einkaufsmanagerindex überraschend um 1,5 auf 53,7 Punkte. "Die Industrie ist immer noch die Konjunkturlok", sagte Williamson. "Es ist schon enttäuschend, dass das sich das Wachstum bei den Dienstleistern abschwächt. Ursache ist vor allem die Unsicherheit durch die Schuldenkrise in der Euro-Zone."

Das Bruttoinlandsprodukt war von Jänner bis März trotz des strengen Winters das vierte Quartal in Folge gewachsen, wenn auch nur um 0,2 Prozent. Für das laufende zweite Quartal halten viele Experten ein Plus von mehr als einem Prozent für möglich. (APA/Reuters)