Zugegeben, wir haben uns das Motto unseres heurigen Supertests im Friaul schöngeredet und schöngefahren. Böse Zungen könnten behaupten, das Motto sei gewesen: Hauptsache weg aus Wien, und das möglichst schnell. Das stimmt zwar, ist so aber nicht ganz richtig.

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Laut unserem Abteilungsleiter war das Motto irgendetwas mit "abgestuft". Also "ganz super toll", dann abgestuft "auch noch ganz toll" und weiter unten "immer noch toll". Abgestuft eben. Und dann für jedes Geldbörsl etwas: von sehr, sehr teuer, für unsereinen also praktisch unleistbar, über irgendwann theoretisch machbar bis hin zu unheimlich viel Spaß zu einem fairen Preis.

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Für unsereinen unleistbar heißt etwa Mercedes SLS AMG. Wir sind nicht die Typen, die 220.000 Euro für ein Auto hinlegen. Und die Frage, was wäre, wenn wir das Geld hätten, stellt sich nicht. Sorry, falscher Beruf. Wir sind aber genau die Typen, die so ein Auto unheimlich gerne fahren. Und dabei quietschen und kreischen vor Vergnügen.

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So ist das inoffizielle Motto unseres heurigen Ausflugs naheliegend, wenn wir ehrlich sind: Autos, die (auch uns) richtig viel Spaß machen. Und da wir uns bereits zum zehnten Mal die Mühen eines Supertests im fernen Friaul antun, finden wir, dass wir das auch verdient haben.

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Zehnmal. Wenn ein kurzes Innehalten in diesen schnelllebigen Zeiten und auf diesen schnell gelebten Seiten gestattet ist, heißt das auch: Hier kamen Freundschaften. Vielleicht gingen sie auch. Wir teilten Liebesleid und Glück – und so manches Geheimnis. Wir nahmen Anteil an beruflichen Erfolgen und an Tiefen auch. Wir waren sehr gescheit und erfreuten uns an der Schlichtheit einer Gedankenlosigkeit.

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Wir haben uns an guten Autos euphorisiert und uns über schlechte aus tiefstem Herzen empört. Ganz ehrlich: Wir haben nebenbei auch gut gegessen und getrunken. Und darüber steht, vielleicht verbindend, das Interesse am Automobil, an der Fortbewegung, an der Vielschichtigkeit dieses Themas, die Faszination der Technik, auch der Schnelligkeit, die Begeisterung für Design, das Auseinandernehmen des Themas Fortbewegung. Was es kostet, was es kann, was es können sollte. Was es kaputtmacht. So viel zu zehn Jahren.

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Heuer lässt sich das Thema Schnelligkeit nicht ganz zur Seite schieben. Ganz oben, preismäßig gesehen, der Mercedes SLS AMG, ein Gigant der Ästhetik, das Zitat einer glorreichen Vergangenheit, in der alles schöner sein durfte, in der das Thema Automobil noch nicht so vielen Zwängen unterworfen war.

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Die Flügeltüren! Muss das sein? Nein, aber wie schön, dass es sein darf. Dieses Auto ist schlichtweg aufregend, für den Fahrer wie für den Betrachter. Dazu noch modernste Technik, 570 PS, ein Teil davon lässt sich auch auf den Asphalt bringen, und dann dieser Sound.

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Der Audi. R8. Und jetzt Spyder. Nicht unbedingt ein Ästhet, aber Aufregung bis dort hinaus. Hier wurde alles dem Thema Geschwindigkeit untergeordnet, Form und Inhalt sind Rasanz. Eine Anlehnung an Lamborghini will niemand abstreiten. Vom Fahren her das tollste Auto. Wie der liegt! Und wie der geht! Dennoch verlässt einen nie das Gefühl der Sicherheit und der Beherrschbarkeit. Die Technik achtet darauf, dass das auch so bleibt. In die Grenzregion des Möglichen stößt man ohnedies nicht vor.

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Der Porsche. 911. Turbo. Ein Klassiker und doch so modern und immer noch emotional aufgeladen wie kaum ein anderes Auto. Was der alles kann: schnell sein und so gemütlich, gut ausschauen und praktisch sein. Eine Ikone. Und doch im Hier und Jetzt verankert. Der 911er Turbo kann so etwas von die Sau rauslassen und dennoch könnte jeder damit gefahrlos einkaufen fahren. Und hat Prestige, wenn's einer braucht.

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Der Nissan 370 Z. Steht für Spaß und ein Lebensgefühl, nicht nur von der Leistung her, sondern auch von der Bewegbarkeit, der Beweglichkeit her. Mit diesem Auto kann man die Straße fühlen und aufsaugen. Wenn man mag.

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Der VW. Ein Golf. Aber der R. Mehr als ein GTI. 270 PS. In einem Alltagskastl, an sich familienfreundlich, aber so schnell. Wolf und Schaf in einem. Also unheimlich vielseitig, und für 41.000 Euro bekommt man jede Menge Spaß, Vernunft, Alltagstauglichkeit und Anpassungsfähigkeit, Hightech und Boah!

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Mazda hat längst bewiesen, dass es eine Marke ist, die nicht auf Nutzen und Kostenrechnung alleine abgestellt ist, sondern dass man auch Emotionalität bedienen kann, ohne aus dem Rahmen zu fallen. Der MPS: Bist du deppat, ist der schnell! Ist halt kein SLS oder Porsche, aber dafür greifbar.

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Und nächstes Jahr? Da schlägt's aber elf! (Michael Völker/DER STANDARD/Automobil/21.5.2010)

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