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Eine Weiterentwicklung war das nicht", sagt Constantini. Er hat aber schon hat schon einen taktischen Plan für die anstehende EM-Quali.

Foto: APA/Schlager

Klagenfurt - Als Dietmar Constantini am Donnerstagmorgen in Pörtschach aufgewacht ist, hat er erstens den Wörthersee gesehen und zweitens nachgedacht. Vielleicht lag es an Enten, die vor dem nahenden Touristenansturm entspannt ihre Pürzel putzten, jedenfalls hat sich der Teamchef erinnert. Nicht an den Vortag, an das 0:1 von Klagenfurt gegen Kroatien.

Ihm ist der 26. April 2000 eingefallen. Sein Vorgesetzter war Otto Baric, und Österreich hatte in Wien nach einer kläglichen Leistung gegen die Kroaten 1:2 verloren. Als Assistent ist er Fragen damals nicht ausgewichen, es wurden ihm keine gestellt. Im Mai 2010 wäre Constantini vielleicht ganz gerne Ko-Trainer gewesen. Noch besser: Tormanntrainer. Dann hätte er Jürgen Macho rechtschaffen loben können, das tat er natürlich auch als Teamchef. Und über Ümit Korkmaz durfte er auch Positives berichten, der sei eine Bereicherung und immerhin imstande gewesen, mit den Gegnern halbwegs mitzuhalten. "Vor zehn Jahren haben wir uns gefragt: 'Warum sind die so viel besser?' Und jetzt fragen wir uns das wieder."

Träume bleiben

Mit Antworten hat Constantini Schwierigkeiten. Er packt Floskeln aus, sagt, Österreich benötige eben einen Haufen Glück, um gegen solche Gegner zu punkten. Man dürfe nicht alles kaputtreden und anzweifeln, eine Weltuntergangsstimmung lehne er ab. "Man muss Realist sein, soll sich die Träume aber nicht zerstören lassen." Und dann wiederholte er, was die Nation ohnedies weiß. Die österreichische Liga sei eben nur die österreichische Liga, die Legionäre hätten im Ausland oft Probleme. Darauf hingewiesen, dass die Kroaten mit Gordon Schildenfeld von Sturm Graz und dem Rapidler Nikica Jelavic begonnen haben und der Ex-Rapidler Mate Bilic das Tor geschossen hat, fiel ihm Folgendes ein: "Der Jelavic wird eh nicht mehr lange da sein."

Als Teamchef sei man generell ziemlich machtlos. "In den wenigen Trainingseinheiten kann man die Welt nicht verändern. Jeder Spieler muss an sich selbst arbeiten und muss sich selbst verbessern." Österreichs Team scheint, von ein paar Ausreißern abgesehen, den Weg der Verschlechterung eingeschlagen zu haben. Bei der Europameisterschaft 2008 wurde zwar auch 0:1 verloren, die Mannschaft war aber voll auf Augenhöhe. Und hatte Pech.

Diesmal schrieb die kroatische Zeitung Jutarnji list: "Eine notdürftig zusammengestellte Mannschaft war genug, um über ein nicht ebenbürtiges Österreich hinwegzufegen. Nur der gut disponierte Tormann Macho bewahrte einen nicht gerade kreativen Gegner vor der Katastrophe." Constantini: "Eine Weiterentwicklung war das nicht, viele erwischten einen schwarzen Tag, die knappe Niederlage war noch glücklich. Aber rufen wir nicht den Weltuntergang aus."

Ex-Teamchef Josef Hickersberger wurde einst belächelt, als er meinte: "Man braucht nicht die besten Spieler, sondern die richtigen." Im Idealfall sind die Richtigen auch die Besten. Das aktuelle Team wirkt richtig planlos. Constantini sagt, im Verein sei es einfacher, Systeme zu kreieren. Folgende Interpretation drängt sich auf: Das Team hat keinen Plan, keine Taktik, weiß zum Beispiel keine Antwort auf die Frage: Wie verhalte ich mich gegen stärkere Mannschaften, um zu bestehen? Constantini: "Im Prinzip wollen wir schon kontern."

Die Welt ist also nicht untergegangen, am 7. September startet in Salzburg die EM-Qualifikation gegen Kasachstan. Der Teamchef warnt: "Die sind stark." Davor wird am 11. August in Klagenfurt gegen die Schweiz getestet. Und die Wörthersee-Enten sind in der Hochsaison überhaupt nicht mehr entspannt. (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 20.5. 2010)