Das Team des Ars Electronica Festivals bezieht bereits Quartier in der ehemaligen Linzer Tabakfabrik. Von 2. bis 7. September werden sich voraussichtlich Besucher aus aller Welt dort tummeln und möglicherweise sogar übernachten können. Bis zum Herbst sollen sich die riesigen Hallen mit digitalem und realem Leben füllen - eine große Herausforderung angesichts von 80.000 Quadratmetern Nutzfläche. Zum Vergleich: Das Museumsquartier in Wien misst 60.000 Quadratmeter.

Ein industriearchitektonisches Juwel

Die stillgelegte Linzer "Tschickbude" ist ein industriearchitektonisches Juwel, das künftig eine neue Bestimmung bekommen soll - welche, ist allerdings noch unklar. Die Ars Electronica hat sich quasi als Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt. Das üblicherweise auf mehrere Orte verteilte Festival beschränkt sich heuer auf eine einzige - dafür umso größere - Location.

Diese Woche haben die ersten Mitarbeiter mit der Übersiedelung begonnen, wie ein Lokalaugenschein der APA zeigt. In den Büros werden Computer und kistenweise Kabel ausgepackt. Ein kleiner Kaktus verrät, dass man sich schon häuslich eingerichtet hat und sich ab sofort wieder Leben in den leeren Räumen ausbreitet. Spezielle Elektro-Zweiräder, sogenannte Easy Glider, helfen nicht nur, den Weg vom Ars Electronica Center zur Tabakfabrik schneller zu bewältigen, sie erweisen sich auch im Inneren der Fabrik als sehr nützlich. Die Entfernungen sind weit, das Echo groß. Vor einer Herausforderung steht daher auch das Bruckner Orchester, das traditionell beim Festival mitwirkt. Der Hall muss in die Musik integriert werden.

"Cycloid-E"

In den langen gebogenen Säulenhallen der ehemaligen Fabrik ist viel Platz für - auch im wörtlichen Sinn - große Projekte. "Cycloid-E" beispielsweise, eine bewegliche Sound-Skulptur mit fünf Metern Durchmesser, die mit der Goldenen Nica in der Sparte Digital Musics prämiert wurde, dürfte Kuratoren kleinerer Häuser graue Haare bescheren. In der Tabakfabrik ist Größe hingegen kein Problem. "Wir scannen sogar gezielt nach großen Projekten", wie der technische Leiter des Festivals Karl Julian Schmidinger sagt.

Die Vergangenheit des Gebäudekomplexes ist allgegenwärtig: Es riecht vielerorts noch nach Tabak, Aschenbecher in Form riesiger Zigaretten oder Fußabstreifer mit raucher-affinem Dekor erinnern an die jahrzehntelange Bestimmung dieses Ortes. Beim Festival wird der blaue Dunst aber in den Hof der Anlage verbannt.

In der Lösehalle, wo voraussichtlich die feierliche Preisverleihung des Prix Ars Electronica über die Bühne gehen wird, verbreitet ein typisches 30er-Jahre-Fresco den Charme der Zwischenkriegszeit. Vieles ist kurios, wie etwa die altmodischen Waschanlagen, vieles zeigt aber auch deutliche Gebrauchsspuren. Eine dauerhafte Nutzung als Kulturareal wird sicher noch viel Arbeit erfordern - gemäß dem Titel des Ars Electronica Festivals 2010: "repair".(APA)