Die schlafwandlerischen Reisen von sechs Passagieren begleitet die Kamera in Runa Islams "Rapid Eye Movement" (2002)

Foto: Galerie Martin Janda

Wien - Es macht durchaus Sinn, dass Filmprojektionsräume im Normalfall von Filmvorführräumen getrennt sind. Nirgends wird das gerade deutlicher als im Rahmen der Reihe "curated_by - art & film", in der man nun laufend auf ratternde Filmapparaturen trifft.

Wie ein Ausstellungsstück steht auch in der Galerie Martin Janda einer der Projektoren. Abgespielt wird darauf eine frühe Arbeit von Owen Land, die von dem erzählt, was man im Kino nie oder zumindest nie gewollt zu sehen bekommt: Ausgangspunkt der Arbeit "Film in Which There Appear Edge Lettering, Sprocket Holes, Dirt Particles, Etc." (1965-66) war das sogenannte "China Girl". Diese meist junge Frau war aus Gründen der Farbabstimmung in der ersten Einstellung einer professionellen Filmaufnahme zu sehen.

Neben Staubpartikeln spielt sie in der von Martin Arnold zusammengestellten Schau insofern eine wichtige Rolle, als dass er sich unter dem Titel Blinzeln mit jenen Dingen befasst, die dem Kinozuschauer üblicherweise entgehen: Bei 24 Bildern pro Sekunde sind es gleich mehrere Bilder, die man nicht sieht. Daher darf man sich keinesfalls einbilden, von Martin Arnolds neuem Video alles gesehen zu haben.

Ausgangsmaterial von "Shadow Cuts" ist ein Cartoon, den der Künstler und Filmemacher in eine Art Flicker-Film transformierte. Dieser lässt einen zwar kurzfristig fast erblinden, das Bewusstsein aber nicht ganz unberührt. Runa Islam, von der Arnold mit dem Film "Rapid Eye Movement" eine sehr poetische Arbeit aus dem Jahr 2002 ausgewählt hat, setzt ebenfalls auf die illusionistischen Effekte des Films: Zu sehen sind Menschen in einem Zugabteil, die die Kamera auf ihren schlafwandlerischen Reisen durch diffus-irreale Welten begleitet.

Ebenfalls lautstark, aber vom Zugang her nicht ganz so spezifisch wie Arnold ging Anna Jermolaewa in der Galerie Engholm vor: Zu sehen sind dort klassische Referenzen wie Dziga Vertovs "Kinoglaz", aber auch Videoarbeiten und Filme von Künstlerin (Yael Bartana, Sanja Ivekovic, Oleg Kulig u.a.), die das Massenmedium reflektierten und politisch eingesetzt haben. Insgesamt illustrieren sie trotz ihrer Verschiedenheit sehr gut, was die Kunst am Film interessiert. (Christa Benzer/ DER STANDARD, Printausgabe, 20.5.2010)