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Foto: APA/dpa/Horst Galuschka

Es ist eigentlich kein richtiges Amt, das Ulrich Maurer seit neuestem ausübt. Doch spöttische Bezeichnungen gibt es dafür bereits zuhauf: "Super Nanny" wird Maurer genannt, auch "Entwicklungshelfer" oder "Lafontaines Aufpasser". Denn Maurer, Vizechef der Linksfraktion im deutschen Bundestag, soll dem ziemlich chaotischen und unerfahrenen Landesverband in Nordrhein-Westfalen (NRW) so viel politisches Grundwissen eintrichtern, dass dieser eine Koalition mit der SPD und den Grünen eingehen kann. Es wäre das erste derartige Regierungsbündnis in Deutschland.

Die Voraussetzungen dafür sind nicht die schlechtesten. Maurer kennt die Sozialdemokraten gut, er war früher selbst einmal einer von ihnen und in den Reihen der Südwest-SPD sogar so etwas wie ein Star.

Sein privates und politisches Leben spielte sich lange Zeit in Stuttgart ab. Dort wird Maurer 1948 geboren, dort lässt er sich nach dem Jus-Studium in Tübingen als Rechtsanwalt nieder. Die ersten politischen Schritte macht er ebenfalls in der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Von 1971 bis 1980 ist er SPD-Abgeordneter im Stuttgarter Gemeinderat.

Doch immer schon hat Maurer eine Stadt im Blick, die rund 520 Kilometer weiter nördlich liegt: Hannover, Heimatstadt des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Mit Schröder kann Maurer nicht. Über ihn sagte er einmal: "Er sucht die Macht. Wäre er in Russland geboren, hätte er auch am Zaun des Kreml gerüttelt."

1993, da ist Maurer schon sechs Jahre lang SPD-Chef von Baden-Württemberg, organisiert er das sogenannte Schröder-Verhinderungsbündnis". Bei der Wahl zum SPD-Chef tritt auch die "linke" Heidemarie Wieczorek-Zeul an. Das kostet Schröder entscheidende Stimmen, Parteichef wird Rudolf Scharping.

Aus dem persönlichen wird 2005 ein politisches Zerwürfnis. Der "rote Riese" Maurer wirft Schröder vor, den Kampf für soziale Gerechtigkeit verraten zu haben, im Juni 2005 tritt er aus der SPD aus, wenig später der Wahlalternative Arbeit & Soziale Gerechtigkeit bei. Maurer ist nach Oskar Lafontaine der prominenteste Überläufer der SPD.

Lafontaine macht ihn später, nach der Fusion mit der PDS zur Linkspartei zum "Westbeauftragten", Maurer soll deren Etablierung in den alten Bundesländern organisieren. In Nordrhein-Westfalen wird er nun der Linkspartei beibringen, was er selbst einst bei der SPD lernte: wie man erfolgreich Polit-Poker spielt. ( Birgit Baumann/DER STANDARD, Printausgabe, 20.5.2010)