Wien - Der verhinderte AUA-Investor Mohamed Al Jaber schlägt nun zurück. Er hat seine bereits vor fast zwei Jahren erstmals angekündigte Drohung wahrgemacht - und die Fluglinie AUA auf Schadenersatz geklagt. Am 21. April haben seine Anwälte eine Widerklage auf zunächst 30 Millionen Euro beim Handelsgericht Wien eingebracht. Laut seiner Wiener Anwaltskanzlei Wolf Theiss beträgt der Gesamtschaden, der dem saudischenGeschäftsmann mit österreichischem Pass durch seinen nie zustande gekommenen AUA-Einstieg entstanden sei, 110 Millionen Euro.

Die Klage, die der AUA bereits zugestellt ist, ist eine sogenannte Widerklage und erfordert eine kurze Rückblende: Al Jaber wollte bei der AUA einsteigen und hatte sich am 3. April 2008 verpflichtet, Aktien bis zu einem Volumen von 150 Mio. Euro zu zeichnen. Das tat er dann angesichts des ökonomischenAUA-Sturzflugs nicht, mit der Begründung, AUA-Chef Alfred Ötsch habe im erstenQuartal 2008 den Zustand der Fluglinie falsch (zu rosig; Anm.) dargestellt.

Daraufhin klagte die Fluglinie (die heute der Lufthansa gehört, der sie mitsamt 500 Mio. Euro Mitgift überantwortet wurde) Al Jaber auf Erfüllung des Vertrags und Zahlung von 157 Mio. Euro. Das Verfahren läuft, als Gutachter ist Wirtschaftsprüfer Herbert Heiser bestellt. Er geht unter anderem der Frage nach, in welchemZustand sich die AUA im April 2008 befunden hat. Dagegen hat nun Al Jaber Widerklage eingebracht. Seinen Schaden sieht er in entstandenen Kosten, zudem sei ihm durch den Flop ein damit zusammenhängendes zweites Geschäft verunmöglicht worden und ein drittes Projekt erst gar nicht zustande gekommen, weil er die Mittel dafür für die AUA zur Seite gelegt hätte.

Parallel dazu ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Bilanzfälschung, und die Aufsicht geht dem Verdacht der Kursmanipulation nach. Es gilt die Unschuldsvermutung. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.5.2010)