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Seit der Grundsteinlegung zum Tibetzentrum in Anwesenheit des Dalai Lama 2006 kommen und gehen die Investoren

Foto: APA/Gert Eggenberger

Klagenfurt - "Es geht eigentlich um ein altes Kulturgut der Menschheit. Solche Schätze dürfen nicht verloren gehen." Hüttenbergs Altbürgermeister Rudolf Schratter (SPÖ) kann nur den Kopf schütteln, wenn er an das mittlerweile nur noch skandalträchtige Tibethotel-Projekt seiner Gemeinde denkt. Endgültig in die Negativschlagzeilen war das 20-Millionen-Euro-Projekt geraten, nachdem bekannt wurde, dass Kärntens FPK-Chef Uwe Scheuch russischen Investoren um Oleg Kirilov rasche Einbürgerungen gegen eine saftige Parteispende angetragen hatte.

Als die Russen mit der Zusicherung, 6 Mio. Euro einzusetzen, auf den Plan traten und das Land Kärnten weitere 14 Mio. in Aussicht stellte, war von der ursprünglichen Idee eines weltweit einzigartigen Zentrums für tibetische Medizin mit angeschlossener Privatuniversität und einem "Klosterhotel", wie es dem zuvor abgesprungenen Baulöwen Robert Rogner vorgeschwebt war, ohnehin schon keine Rede mehr. Auch die Russen dürften das Interesse verloren haben, nachdem es mit den Einbürgerungen doch nicht so klappte. Jedenfalls wollten sie keine weiteren Millionen-Garantien für ein lediglich tibetisch angehauchtes Wellness-Hotel mehr geben und tauchten ab. Lediglich eine Tibet-Hotel GmbH blieb bestehen - mit Jörg Haiders früherem Pressesprecher Karl-Heinz Petritz als Geschäftsführer.

Landeshauptmann Gerhard Dörfler und Finanzlandesrat Harald Dobernig (FPK) wollen das Tibethotel trotzdem nicht gänzlich abschreiben, obwohl sich der Koalitionspartner ÖVP bereits davon verabschiedet hat. So stellte Dörfler am Dienstag weitere potenzielle Investoren in Aussicht. Namen nannte er aber keine.

Russen bevorzugt

Laut Altbürgermeister Schratter wäre 2009 eine Privatinvestorin bereit gewesen, das ursprüngliche Tibet-Projekt in Hüttenberg mit Zustimmung des Dalai Lama finanziell zu unterstützen. Doch ein entsprechender Antrag im Gemeinderat wurde mit FPK-Mehrheit abgelehnt. Man habe ja ohnehin die Russen, so das Argument. Bei der Investorin soll es sich um eine international renommierte Kunstmäzenin handeln, die sich auch intensiv für den Erhalt der tibetischen Kultur einsetzt.

Demnach sollte von Hüttenberg aus das uralte Wissen der Tibeter um ihre spezielle Kräutermedizin gelehrt und in der westlichen Welt verbreitet werden.

Streit um tibetische Medizin

Bautycoon Robert Rogner senior hatte sich über sein "Klosterhotel" hinaus wohl auch ein riesiges Geschäft mit tibetischer Pharmazie erhofft. So stellte er den Tibetern die Bedingung, dass sie ihre in jahrtausendelanger Erfahrung erprobte Kräutermedizin weltweit ausschließlich über ihn und eine eigens dafür gegründete Gesellschaft vertreiben hätten dürfen. Das aber wollten die Tibeter nicht, und Rogner sprang ab. Der damalige Landeshauptmann Jörg Haider holte dann die Russen ins Boot.

Von der Idee eines einzigartigen Tibetzentrums, über das der Dalai Lama die Schirmherrschaft übernommen hatte, sind bis heute nur zwei Lehrgänge über "Indo-tibetische Kulturwissenschaften" sowie "Traditionelle tibetische Medizin" in Hüttenberg realisiert. (Elisabeth Steiner/DER STANDARD, Printausgabe, 19. Mai 2010)