Bregenz - Das Vorarlberger Landestheater hat am Dienstag das Programm für die Spielzeit 2010/11 vorgestellt. Die "aufregende Klammer" um den neuen Spielplan des Hauses bilden laut Intendant Alexander Kubelka die als Uraufführung gezeigte Bearbeitung des Arno Geiger-Romans "Schöne Freunde" und das Multimedia-Projekt "Apollon vs. Dionysos?", für das Künstler aller Disziplinen eingeladen werden.

Kubelka wird sich gemeinsam mit Bühnenbildner Paul Lerchbaumer an die Bearbeitung von Geigers Erzählung wagen, die in der Bühnenfassung am 1. Oktober im Großen Haus ihre Uraufführung feiern wird. Geiger, der Bühnenbearbeitungen sonst ablehne, habe sein Einverständnis dazu gegeben, betonte der Intendant. Das Projekt sei eine "große Herausforderung" mit offenem Ausgang. "Aber wir folgen unserer Intuition und trauen uns", so Kubelka. Der Frage nach der Verantwortung der Kunst widmet sich das Landestheater ab 27. Mai 2011 mit "Apollon vs. Dionysos?". Man sehe das Theater auch als "Raum für kommerzfreies Denken", so Chefdramaturg Dirk Diekmann. "Wir müssen auch neue Dinge gebären", erklärte er.

Auf dem Programm

Als Schwerpunkt des Spielplans nannte Diekmann Stücke der 1910er und 1920er-Jahre, "weil sie unserer Zeit so ähnlich sind". Dazu gehören etwa das Werk "Die Glückskuh" von Hermann Essig (Premiere am 14. Jänner) oder die "Pfarrhauskomödie" von Heinrich Lautensack (1. April 2011), die sich beide regional interpretieren ließen. Auf dem Programm im Großen Haus stehen weiters Shakespeares "Richard III." (15. Oktober 2010), "Meisterklasse" von Terrence McNally (25. November 2010), Ibsens "Peer Gynt" (18. März 2011) sowie Tschechows dramatische Skizze "An der großen Straße" (13. Mai 2011).

Auch im Kleinen Haus erwartet das Publikum im Mai 2011 eine Uraufführung: Das Stück "Der Teufel und seine Großmutter", das Diekmann als Trouvaille anpries, wird zum 150. Geburtstag der Autorin und Psychoanalytikerin Lou Andreas-Salomé gezeigt. Die Saison im Kleinen Haus beginnt im Oktober mit "Novecento - Die Legende vom Ozeanpianisten", im November gefolgt von "Das Interview" von Theo van Gogh. Zu Silvester zu sehen ist Georg Kreislers Musical "Lola Blau". Elfriede Jelineks "In den Alpen" wird ab Februar 2011 gegeben. Geplant sind außerdem "Misery" nach dem Roman von Stephen King (April 2011) und "Mahlzeit!" von Albert Frank (Oktober 2010). Etwas Besonderes ausgedacht hat sich das Landestheater-Team für Ingeborg Bachmanns "Undine geht". Der Monolog des mystischen Wasserwesens soll ab Oktober 2010 am Ufer des Bodensees gespielt werden.

Bilanz

Artur Vonblon, Leiter der Kulturhäuserbetriebsgesellschaft (KuGes), zog am Dienstag eine positive Bilanz über das erste Jahr von Kubelkas Intendanz. "Es ist uns gelungen, viele Ideen zu realisieren", so Vonblon. Vorher habe es drei, vier Jahre rückläufige Abo-Zahlen gegeben, dieser Rückgang sei nun in ein leichtes Wachstum von rund zwei Prozent umgewandelt worden, genaue Zahlen lägen nach Ende der aktuellen Spielzeit vor. Die internen Veränderungen verliefen laut Vonblon nicht immer reibungslos, inzwischen sei man aber wieder in "ruhigerem Fahrwasser".

Der Intendant will in der Zukunft weiter daran arbeiten, das Haus zu einem Repertoiretheater auszubauen. "Wir wollen viele Produktionen über mehrere Monate spielen können", so Kubelka über seine Pläne. Das Ensemble soll um zwei männliche Schauspieler aufgestockt werden, um die "weibliche Dominanz" auszugleichen, erklärte er. Geplant sind auch mehr Gastspiele in den Vorarlberger Gemeinden als "Botenproduktionen" für das Landestheater sowie verstärktes Networking in Schulen und Firmen. (APA)