Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters/Sukplang

Der streitbare Premier Abhisit Vejjajiva in Bangkok und sein frischgewählter Amtskollege David Cameron in London teilen eine Mitgliedschaft im selben Verein: dem sprichwörtlichen "Old Boys Club". So bezeichnet man in Großbritannien die Absolventen elitärer Bildungsstätten. Wie Cameron, der nur zwei Jahre jünger ist als er, besuchte Abhisit zuerst Englands teuerste Privatschule Eton, bevor er auf die Elite-Universität Oxford wechselte.

Geht es nach Thailands oppositionellen Rothemden, die meist der armen Landbevölkerung angehören, soll Abhisit nun besser früher als später als Premier abtreten. Politische Gegner nennen ihn einen elitären Sesselkleber und eine "Kakerlake" , weil diese Tiere selbst einen Atomkrieg überleben würden.

Abhisit wurde 1964 als Kind eines thailändischen Ärzteehepaares in Newcastle upon Tyne in England geboren. Seine Kindheit verbrachte er sowohl dort als auch im Land seiner Eltern. Der demokratische Aufbruch in Thailand zu Beginn der Siebzigerjahre politisierte ihn früh. "Deshalb glaube ich an die Macht der Politik" , sagte er später in einem Interview.

Die Zeit der blutigen Massaker durch das thailändische Militär drei Jahre danach verbrachte er allerdings im englischen Internat in Eton.

Nach dem Ende seines Studiums kehrte Abhisit nach Thailand zurück. Dort unterrichtete er zunächst an der renommierten KöniglichenMilitärakademie, bevor er die politische Laufbahn einschlug. Bei den Wahlen 1992 zog der damals erst 27-Jährige für die traditionsreiche Demokratische Partei (DP) in das Parlament ein. Mit der Krise des politischen Systems im Jahr 2008 kam seine Chance. Der mittlerweile zum Parteichef aufgerückte Abhisit wurde auf Druck des Militärs zum Premier ernannt, nachdem alle bisherigen Regierungsparteien verboten worden waren.

Beobachter charakterisieren Abhisit als ehrgeizigen Saubermann, aber farblos. "Ich kann nicht jedermann dazu bringen, mich zu lieben. Aber ich kann euch versprechen, dass ich jedermanns Premierminister sein werde" , rechtfertigte er sich bei seinem Amtsantritt. Heute scheint davon nur noch wenig übrig zu sein. Die vergangenen Wochen verschanzte sich Abhisit meist in seinem provisorischen Regierungssitz. Selbst innerhalb des Militärs, welches ihn an die Macht brachte, bröckelt sein Rückhalt. Für den Konflikt müsse man eine "politische" Lösung finden, keine militärische, sagen die Armeechefs. (Alexander Fanta/DER STANDARD, Printausgabe, 18.5.2010)