Wien - Die Fichte sei am Wochenende im Sturm wenige Meter neben ihm heruntergekracht, erzählt Georg Erlacher, Vorstand der Bundesforste. Das sei beeindruckend, auch beängstigend, in jedem Fall aber die seinem Konzern am wenigsten liebe Art des Holzfällens.

Österreichs Staatsforste hadern nach wie vor mit den Nachwehen der schweren Windwürfe der vergangenen Jahre. Denn nach ihnen kamen die Borkenkäfer: leise, unberechenbar und schwer zu kontrollieren, sagt Erlacher. Mitunter hilft nur ein Köder: ein frischgefällter Baum, der sie anlockt - und mitsamt der Käfer schleunigst aus dem Wald transportiert wird.

Es ist eine zerzauste Bilanz, die Erlacher und sein Vorstandskollege Georg Schöppl am Montag präsentierten. Im Schatten von Wirtschaftskrise und Holzschädlingen sank die Betriebsleistung im Vorjahr um knapp ein Fünftel auf 220 Millionen Euro. Der Vorsteuergewinn vor Fruchtgenuss brach von 23,4 auf sechs Millionen Euro ein.

Es sei das schwierigste Jahr seit der Ausgliederung aus dem Bundesbudget 1997 gewesen, sagt Erlacher. Die Erlöse aus dem Holzverkauf schmolzen um im Schnitt zehn Prozent, die Erntekosten zogen hingegen auf einen historischen Höchstwert an. Der Finanzminister kommt dennoch nicht zu kurz: Die Forste schütten mit 22 Mio. Euro ein Mehrfaches des Gewinns an den Staat als Eigentümer aus und damit so viel wie in den vergangenen Jahren auch. Das sei durchaus zu verkraften, nicht zuletzt wegen des guten Cashflows, erläutert Schöppl. Für den habe vor allem die Auflösung der Nasslager, die quasi als Kühlschränke für Frischholz dienen, gesorgt.

Hoffnungen auf noch mehr Bares für das Budget aus den staatlichen Flächen nähren die Bundesförster freilich nicht. Es werde dafür keine Verkäufe geben, weder von Wald noch von Immobilien - ein Verfassungsgesetz stelle nämlich sicher, dass die Erlöse daraus reinvestiert werden müssten. Für die Staatskasse den Holzeinschlag zu erhöhen, komme ebenso wenig in Frage. Es gehe um Nachhaltigkeit. Und da man in den vergangenen drei Jahren wegen der hohen Schadholzmengen mehr geerntet habe als nachwachsen konnte, fälle man heuer deutlich weniger, stellt Schöppl klar. Für das Personal habe das keine Folgen: Die großen Strukturänderungen seien abgeschlossen, die Zahl der Beschäftigen pendle sich auf 1200 ein.

Mehr Geld und Kraft stecken die Forste in die erneuerbare Energie: Bis 2015 sollen 28 Millionen Euro in das junge Standbein fließen. Im Ausland sind sie nach dem Bauchfleck in Russland nur noch eingeschränkt in Beratung und Logistik aktiv. Und "wie mit rohen Eiern" geht der Konzern mit Quellwasser um. Die Versuche, es zu vermarkten, bleiben vorerst Versuche. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.5.2010)